Ein Jahr an der Grenze

Neue Impulse für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit

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Enthusiastinnen auf dem Literaturfestival

BLOG Nr. 17

Diskussion im Rahmen des Literaturfestivals "Šumava-Litera". Das Publikum sitzt an Tischen und blickt auf die Bühne. Václava Jandečková und Martin Sichinger diskutieren.

Wir sind durch den Böhmerwald miteinander verbunden und manchmal kommen wir nicht umhin, mit denselben Personen zu kommunizieren. Wir freuen uns immer, wenn wir uns treffen und unsere Erfahrungen und Eindrücke austauschen können. Deshalb sind wir beide der Einladung zum 8. Jahrgang des Literaturfestivals „Šumava Litera“ gefolgt, das vom 14. bis 19. November 2022 in Vimperk stattfand.

Wir haben beide schon die Akteure des Festivals getroffen – Martina bei einer Autorenlesung in Pilsen und Sara bei einer Vorlesung in Ludwigsthal, Bayern. Am meisten freuten wir uns jedoch auf das Hauptereignis, die Festivalwoche in Vimperk.

Im Rahmen des Festivals werden Bücher ausgezeichnet, die im vergangenen Jahr erschienen sind und einen Bezug zum Böhmerwald haben. Preise werden in den Kategorien „Belletristik und Poesie“, „Beliebte pädagogische Veröffentlichungen“, „Künstlerische Veröffentlichungen“, „Die beste deutschsprachige Publikation zum Böhmerwald“ und „Šumava-Litera-Preis“ für den Beitrag zur deutsch-österreich-tschechischen Zusammenarbeit vergeben. Die Jury entscheidet auch über den Preis in der Kategorie „Preis Böhmerwald virtuell“ und wählt den Autor aus, der in die „Ruhmeshalle“ aufgenommen wird, während die Leserinnen und Leser selbst über den „Böhmerwalder-Echo-Preis“ entscheiden können.

Weitere Informationen zu den einzelnen Preisen und den ausgezeichneten Büchern sind auf der Website von Šumava Litera zu finden.

Das eigentliche Festivalfinale beginnt am Freitagabend mit der Eröffnung der Vernissage und einer spannenden Talkshow mit Václava Jandečková. Wenn Sie noch nichts von der Operation „Kámen“ gehört haben, können wir den Comic, die Theateraufführung oder sogar die Ausstellung an tschechischen und deutschen Schulen empfehlen.

Am Samstag kann man auf dem Festival ab Vormittag verschiedene Ausstellungen und Buchvorstellungen und tagsüber auch den Büchermarkt besuchen. Die Preisverleihung ist dann der Höhepunkt des Galaabends. Und das mit aller Eleganz – eine festlich geschmückte Bühne, ein professioneller Moderator, musikalische Begleitung und das Wichtigste – die Präsentation der Nominierungen und die Preisverleihung. Nach dem offiziellen Teil gibt es eine kleine Erfrischung und einen Raum für gemeinsame Gespräche. Wir sind absolut begeistert, so viele interessante und nette Menschen an einem Ort zu haben! Das Festival hat unsere Erwartungen völlig übertroffen.

Wie man aus dem Festivalprogramm und den begleitenden Veranstaltungen ersehen kann, bemühen sich die Organisatoren um die Einbeziehung deutsch-tschechischer Themen in das Programm und um die Zusammenarbeit mit Vereinen und Organisationen sowohl auf bayerischer als auch auf österreichischer Seite. Und auch hier zeigt sich, dass der Böhmerwald ein Verbindungselement und ein gemeinsames Thema und Interesse für die Menschen auf allen drei Seiten der Grenze ist.

Wenn Sie sich für das Festival interessieren, haben wir gute Nachrichten für Sie! Der nächste Jahrgang findet Mitte November in Vimperk statt, aber die Sommerversion des Festivals wird bereits in Freyung im Rahmen der Bayerischen Landesausstellung stattfinden.

Wenn Sie an dem Festival Interesse haben oder Sie sogar ein interessantes Buch mit einem Böhmerwald-Thema geschrieben haben, würden wir uns freuen, wenn Sie uns oder die Organisatoren des Šumava Litera Festivals direkt kontaktieren würden.

Martina Engelmaierová & Sára Špeciánová

Kunst verbindet Studierende!

BLOG Nr. 16

Es ist großartig, unendlich viele Möglichkeiten zu haben. Während meiner Studienzeit gab es ein Gedränge um die Plätze für Studienreisen und eine begrenzte Anzahl von Stipendien und Reisezielen. Heute können Studenten fast überall hinreisen. Aber sie müssen gar nicht so weit gehen, um neue Dinge zu lernen und ihren Horizont zu erweitern. Auch unsere Nachbarländer bieten bereits unterschiedliche Bildungssysteme, Technologien und Herangehensweisen an. Auch junge Akademiker können mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds für ein oder zwei Semester in Tschechien studieren. Die Anmeldefrist für ein Stipendium im akademischen Jahr 2023/2024 läuft noch, sie endet am 31. Januar 2023.

Diesmal war ich in Schneeberg, der Stadt der Berge. Nach einem angenehmen Telefonat mit einem örtlichen Professor nehme ich seine Einladung an die Fakultät an, gemeinsam mit einigen Studenten aus Liberec. An diesem Tag werden wir von Štěpán begleitet – einem Erasmus-Studenten aus Liberec. Die Fakultät für Angewandte Kunst Schneeberg (Westsächsische Hochschule Zwickau) ist geräumig und übersichtlich, mit nur 100 Studenten. Ob Bachelor oder Master in Design, beide bieten sowohl gemeinsame als auch spezifische Kurse für die Studienrichtungen Modedesign, Textilkunst/Textildesign und Holzbearbeitung/Möbel- und Produktdesign an. Die geringe Teilnehmerzahl sorgt dafür, dass sich die Studierenden untereinander kennen und fachübergreifend vernetzen können. Die Schneeberger Studierenden sind aber auch an grenzüberschreitenden Verbindungen interessiert.

Eine mögliche intensive Verbindung kann mit der Fakultät für Textilien der Universität Liberec TUL (Fachbereich Design) hergestellt werden, die nicht nur Bachelor-Studiengänge mit den Schwerpunkten Textil- und Bekleidungsdesign sowie Textiltechnologie und Musterung anbietet, sondern auch Glas- und Schmuckdesign. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit eines weiterführenden Masterstudiengangs mit den Spezialisierungen Textil, Bekleidung, Glas oder Schmuck.

Sehen Sie die Schnittpunkte? Ja, es können die Kunst und das gemeinsame Gestalten sein, die junge Erwachsene über Grenzen hinweg verbinden. Das Wichtigste ist eine gute Kommunikation. In diesem Fall ist Štěpán eine Art Botschafter. Er hat organisiert, dass seine Freunde aus seinem Atelier in Liberec zu ihrem ersten Treffen nach Schneeberg kamen.

Das gemeinsame Schaffen ist eine große Motivation für Studierende beider Fakultäten. Es bedeutet eine unglaubliche Herausforderung, ihre Erfahrungen und Fähigkeiten in den Bereichen, die sie studieren, miteinander zu verbinden. Der erste Schritt bestand darin, sich zu treffen und über die Möglichkeiten des gemeinsamen Gestaltens zu sprechen. Die Studierenden stehen nun miteinander in Kontakt und haben ein gemeinsames Wochenende im Erzgebirge ins Auge gefasst. Wir drücken ihnen daher die Daumen und freuen uns auf ihre Kunstausstellung, die sie nach dem gemeinsamen Treffen sowohl in Liberec als auch in Schneeberg veranstalten möchten.

Kristýna Šoukalová

Die Kreise schließen sich? Oder öffnen sie sich?

BLOG Nr. 15

Ich engagiere mich seit mehreren Jahren für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit und Verständigung. Ich habe einen mehrjährigen Au-pair-Aufenthalt in Deutschland absolviert, an Bildungsprojekten teilgenommen und als Studentin Praktika gemacht.

Als erfolgreiche Absolventin der Tomas Bata Universität in Zlín machte ich mein Pflichtpraktikum damals bei der Tourismusregion Zwickau e.V. Ich möchte das „damals“ betonen, denn es ist fast 10 Jahre her. Während meines Praktikums konnte ich auch die Partnerstadt von Zlín, Limbach-Oberfrohna, unterstützen und das Angebot des Vereins auf der bayerischen Messe Gartenschau Tirschenreuth präsentieren.

Zehn Jahre später nun nehme ich im Rahmen des Programms Ein Jahr an der Grenze eine Einladung der Leiterin Ina Klemm nach Schloss Waldenburg an. Gemeinsam erinnern wir uns und denken über die deutsch-tschechischen Beziehungen nach, über das „typische“ Chemnitz und wie sich diese Stadt entwickelt, denn zufällig wohnt Ina in der Nähe von Chemnitz, so dass wir wieder fast Nachbarinnen sind.

Ihr Enthusiasmus für intensive deutsch-tschechische Zusammenarbeit ist so groß, dass sie für unser zweites Treffen Yvonne Lenk dazu einlädt, die Leiterin des Trägervereins des Europäischen Gymnasiums in Waldenburg. Ich stelle ihr eine grundsätzliche Frage: „Haben Sie eine Partnerschule aus der Tschechischen Republik?“ – „Noch nicht“, bekomme ich als Antwort. Und das ist für mich ein Zeichen, dass ich am richtigen Ort bin. Nun ist alles in Bewegung, und das Waldenburger Gymnasium verbindet sich jetzt mit dem Gymnasium und der Hauptschule in Klášterec nad Ohří.

Es ist „mein Job“, die Akteure beim ersten Schritt zu einer deutsch-tschechischen Partnerschaft zu unterstützen, aber es liegt an ihnen, etwas gemeinsam zu schaffen und zu planen.

Aber zurück zum Schloss. Ina stellt eine neue App vor, die uns durch das gesamte Schloss führt. Ich probiere es selbst. Damit Freunde, Schulen und Senioren aus der Tschechischen Republik hierher kommen, muss Waldenburg natürlich etwas anbiten, und zwar auf Tschechisch. Die App gibt es bisher nur auf Deutsch und Englisch, aber eine tschechische Version ist bereits in Vorbereitung und wird bald auch wie die deutsche Version hier zum kostenlosen Download bereitstehen.

Und so wandere ich weiter durch die Schlösser, die Partnerstädte und werde mit offenen Armen empfangen, um die deutsch-tschechischen Beziehungen zu vertiefen oder sogar die ersten Schritte für eine deutsch-tschechische Zusammenarbeit zu unternehmen.

Kristýna Šoukalová

(Ungewolltes) deutsch-tschechisches Kulturerbe

BLOG Nr. 14

Die Grenzregion hat es in den letzten Jahren zweimal in die internationalen Medien geschafft. Das erste Mal im Juli 2019, als die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří UNESCO-Welterbe wurde. Das zweite Mal dann zwei Jahre später, als weitere bedeutende Kurstädte Europas in die Welterbeliste aufgenommen wurden. Darunter waren drei bekannte tschechische und drei deutsche Orte.

Es ist kein Zufall, dass es gerade das Erzgebirge auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geschafft hat. Seit fünfzig Jahren wird dank des internationalen Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (Oktober 1972) der einzigartige Wert von Bauwerken und Orten hervorgehoben, die eine außergewöhnliche Kombination menschlicher Schöpfungen und natürlicher Gebilde darstellen und einen einmaligen, nicht bezifferbaren Wert besitzen. Die Begründung für die grenzüberschreitende Eintragung des Erzgebirges lautete wie folgt:

“Dank mehr als 800 Jahren fast kontinuierlicher Gewinnung und Verarbeitung von Erzen wurde im Erzgebirge (Krušné hory) eine einzigartige Bergbaulandschaft mit einzigartigen montanen Denkmälern sowohl über als auch unter der Erde und mit einem dichten Netz von Bergbaustädten geschaffen. Es zeigt die enormen Auswirkungen des Bergbaus und der Erzverarbeitung auf beiden Seiten des Gebirges auf die Entwicklung des Bergbaus und der Metallurgie auf der ganzen Welt, insbesondere durch den Beitrag der Erfindungen und Innovationen, die für die Welt bedeutend sind, und zwar in den Bereichen Bergbau- und Metallurgie-Technologien. Auf der tschechischen Seite sind dies die Bergbaulandschaften Jáchymov, Abertamy – Boží Dar – Horní Blatná, Krupka, Mědník und der Rote Turm des Todes (Rudá věž smrti).”

(UNESCO Tschechische Republik)

Um das außergewöhnliche Vermächtnis, das sich im Inneren des Erzgebirges und auf seinem Kamm verbirgt, zu verstehen, bedarf es wahrscheinlich unzähliger Besuche von Stollen, Hämmern, Kalkwerken, Fördertürmen, Spaziergängen entlang von Kanälen und Gräben und vielen Stunden in Museen, Münzhäusern, Bibliotheken, Schlössern und Burgen. Oder die beste Variante von allen: Man macht einen geführten Spaziergang mit Herrn Urban, dem Autor des UNESCO-Nominierungsantrags, der wohl der Fremdenführer mit den fundiertesten Kenntnissen ist.

Montanregion Erzgebirge

Die sächsisch-tschechische Grenzregion hat durch das Weltkulturerbe ganz neue Impulse bekommen und ist zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus nah und fern geworden. Die Peripherien Sachsens und Böhmens sind plötzlich in den Fokus derjenigen gerückt, die sich für die Geschichte des Bergbaus interessieren. Leider nicht für lange Zeit, denn nach einem halben Jahr der Freude kam der Lockdown (2020). Viele Menschen erreichten die Informationen über den „Weltruhm“ der „sich am Rande befindenden“ Region somit nicht, obwohl die Vertreter der Montanregion intensiv daran gearbeitet haben.

Noch erstaunter war ich, als ich Einwohner der Region fragte, ob sie wüssten, was für ein wichtiges Kulturdenkmal sich direkt bei ihnen um die Ecke befinden würde – sie wussten es nicht. Viele hatten nicht einmal mitbekommen, dass es von einer weltweit bedeutenden Organisation ausgezeichnet worden war. Kein Wunder, denn auf der tschechischen Seite sucht man das UNESCO-Schild oft vergeblich. Weder in Karlovy Vary (Eintragung 2021) noch in Měděnec (Eintragung 2019) ist es (bisher) im öffentlichen Raum zu finden.

Ich frage mich immer wieder vergebens, warum dem so ist. Wollen wir keine Touristen hier? Haben wir denn gar nichts zu bieten? Schämen wir uns für uns? Was wollen andere denn hier?! Ausländer? – Nein, danke. Ich weiß es nicht, ich habe die Gründe noch nicht gefunden. Im Vergleich dazu ist die Situation auf der sächsischen Seite anders. Hurra, wir sind Welterbe!, verkündet ein Banner auf dem Marienberger Markt und ist das erste, was mir als Besucher ins Auge fällt. Die Sachsen sind stolz auf ihr Kulturerbe, denke ich mir. Dagegen gibt es nichts einzuwenden. Kann man den Stolz auf die eigene Herkunft auch anderen beibringen? Brauchen wir ihn in der Tschechischen Republik? Wozu wäre das gut?  

Ich setze mich auf eine Bank auf dem Markt und lasse die Kulisse der Bergbaustadt auf mich wirken. Genau wie auf der tschechischen Seite ist der Platz der einst berühmten Stadt am frühen Abend fast leer. Trotzdem habe ich das gute Gefühl, dass hier Menschen leben, denen es nicht egal ist, wie ihre Stadt aussieht. Und dass sie stolz sind, wie man hier sagt – eben weil sie Welterbe ist, einzigartig, es keinen zweiten Ort wie diesen auf der Welt gibt, mit dieser Bedeutung! Und das, obwohl er auf einer Deutschlandkarte kaum zu finden ist!

Und was ist mit uns – werden wir unseren (verlorenen) Stolz (wieder)finden?

Bilderquellen :

https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-deutschland/montanregion-erzgebirgekrusnohori

Montanregion Krušnohoří-Erzgebirge, http://www.montanregion.cz/cs/mapa

VERONIKA KUPKOVÁ

Wenn Enthusiasmus auf Enthusiasmus stößt!

BLOG Nr. 13

Wir nennen uns im Rahmen des Programms Macher*innen und Enthusiast*innen, aber die deutsch-tschechische Zusammenarbeit und Begegnungen könnten insgesamt nicht ohne solche Menschen existieren und lebendig bleiben. Damit meine ich nicht uns im Rahmen des Programms, sondern Menschen, die sich bereits seit Jahren und Jahrzehnten engagieren und an der eigenen Kultur sowie an der des Nachbarlandes interessiert sind, die ihr Wissen und ihre Begeisterung gerne mit anderen teilen und sie dadurch inspirieren. Und genau so einen Enthusiasten wollen wir hier heute vorstellen.

So erlebten wir Anfang September ein energievolles und bereicherndes Treffen mit Herbert Pöhnl. Schon einige Male ist es uns passiert, dass jemand von bestimmten Personen spricht – was sie alles tun, wie aktiv sie sind, man trifft sie aber nicht und der Kontakt ist auch manchmal schwer zu finden. So ging es uns auch mit Herbert und seinem guten Freund Edmund.

Und dann kommt plötzlich der Moment, in dem es passiert – die Wege kreuzen sich. Sára ruft mich an und sagt, dass wir den Kontakt zu Herbert Pöhnl haben und dass er sich mit uns beiden treffen möchte. Definitiv sinnvoll – er ist mit dem Bayerischen Wald verbunden, genau wie wir zwei durch unsere beiden Regionen.

An einem sonnigen Tag ging es also in ein Café nach Regen. Als erstes erzählt uns Herbert, wie er die ersten Male nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Tschechien fuhr. Danach stellte er sich die Frage „Wie begegnest du überhaupt deinen tschechischen Nachbarn?!“ Es war alles andere als Wertschätzung, die er empfand, deswegen fing er neu an und ab dem Moment interessierte er sich – für alles, aber hauptsächlich für die deutsch-tschechische Beziehungen. Und daraus entstanden seine Projekte, über die er weitererzählte, u.a. über eine Ausstellung im Rahmen von Setkání – Begegnungen, die demnächst von Všeruby nach Lauf an der Pegnitz wandert. Als wir ihn fragten, wie er alles organisiert und finanziert – größtenteils allein, mit Bekannten und Freunden und wo er die Bilder für Ausstellungen druckt? Bei sich zuhause im Keller – das nennt man Enthusiasmus!

Was erwartet er von uns? Inspiration, Austausch und auch, dass er von uns über verschiedene deutsch-tschechische Veranstaltungen und Begegnungen auf dem Laufenden gehalten wird, damit er neue Eindrücke für künftige Projekte gewinnen und fotografisch festhalten kann. Er wünscht sich auch jemanden, der ihn journalistisch unterstützen könnte. Mit seinen über 70 Jahren teilt er sich die Aufgaben in seinen Projekten gerne auf und gibt somit anderen die Chance, viel von ihm zu lernen und im regen Austausch zu sein. Pläne hat dieser bildende Künstler auf jeden Fall mindestens für die nächsten 70 Jahre.

Die Gedanken schwirren uns nach dem Treffen durch die Köpfe. So enthusiastisch und energievoll wollen wir in 40 Jahren auch noch sein!

MArtina Engelmaierová und Sára Špeciánová

Deutsch-tschechische Begegnung von Grundschulen? So geht’s!

BLOG Nr. 12

Wenn man noch neu in der Welt der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit in den unmittelbaren Grenzregionen ist und selbst viel Enthusiasmus für dieses Thema hat, überschätzt man doch manchmal das Interesse der anderen Menschen aus der Region an gemeinsamen Aktionen mit dem Nachbarland. Zumindest ging es mir über den Sommer oft so. Viele bereits grenzüberschreitend aktive Menschen aus meiner Region hatten mir in gemeinsamen Gesprächen gesagt, dass es häufig bei „älteren“ Freunden und Bekannten noch zu viele Barrieren im Kopf gibt, die grenzüberschreitende Begegnungen und Erlebnisse erheblich behindern. Aus ihrer Sicht ist es deshalb umso wichtiger, Schulen und Kindergärten für deutsch-tschechische Austauschaktivitäten zu gewinnen, um Kindern und Jugendlichen ein grundlegendes anderes, ein positives und offenes Mindset in Bezug auf das Nachbarland mitzugeben und sie schon frühzeitig gemeinsame Kontakte knüpfen zu lassen.

Doch wie genau stellt man so etwas an? Davon konnte ich mir diesen Sommer beim Auftakt eines einjährigen Schulbegegnungsprojekts zwischen der Sorbischen Grundschule in Bautzen und der Základní škola Polevsko ein Bild machen. Gregor von der Bautzener Grundschule hatte ich über meinen Programmkollegen Jan kennengelernt, und bei unserem ersten Gespräch über Potenziale im Grenzgebiet hat er mir gleich angeboten, zu den Schulbegegnungen mitzukommen. Ursprünglich wollte ich mir dabei nur den Ablauf der Begegnung und die Interaktion der deutschen und tschechischen Kinder ansehen – da man aber als „Macher und Enthusiast“ nicht nur in der Ecke stehen kann, fand ich mich dann im schönen Örtchen Polevsko mit einer eigenen Kleingruppe von Schüler*innen wieder, die ich selbstständig mit Sprachanimation betreuen und dann auch durch die spielerische Dorfrallye führen durfte. Das war eine schweißtreibende, aber sehr schöne Erfahrung, und der hervorragende Mix aus dem Aktivsein im Freien und sprachlichen Lerninhalten in spielerischer Form hat nicht nur den Schulkindern, sondern auch den mitgereisten Lehrer*innen und Eltern sehr gut gefallen. Das Organisationsteam beider Grundschulen hat diesen Tag super geplant und durchgeführt; zwei persönliche Anekdoten haben mir aber verdeutlicht, dass man bei grenzüberschreitenden Begegnungen von Kindern und Jugendlichen gar nicht so viel Angst vor dem Aufwand an Organisation und Sprachmittlung haben muss. Und dass „weniger“ vielleicht auch oft „mehr“ sein kann.

Anekdote 1: Zwei Stunden Sprachanimation ohne Pause durchzuziehen schaffen wohl nur Profis. Und da ich das nicht bin, habe ich zwei kurze Pausen eingelegt. Während meiner Animationsübungen waren die Kinder Ihren deutschen/tschechischen Altersgenossen gegenüber etwas zurückhaltend und es war herausfordernd, sie zu gemeinsamer Interaktion und Kooperation zu bringen. Mit Beginn der kurzen Pausen war diese Scheu wie weggeblasen. Beide „Lager“ hatten verschiedene Spiele- und Bildkarten mit und saßen in deutsch-tschechisch gemischten Kreisen zusammen, tauschten ihre Karten aus und kommunizierten eher über Hand und Fuß, ohne miteinander reden zu müssen. Ein schönes Beispiel dafür, dass oft auch ganz einfache, niedrigschwellige Ansätze zu einer gelungenen grenzüberschreitenden Interaktion führen können.

Anekdote 2: In meiner Kleingruppe unterstützten mich eine tschechische Lehrerin sowie ein deutscher mitgereister Vater. Für die Dorfrallye im Anschluss an die Sprachanimation musste die Gruppe allerdings aufgeteilt werden, sodass am Ende ich mit einer Hälfte und die anderen beiden mit der zweiten Hälfte unserer deutsch-tschechischen Kleingruppe unterwegs waren, um beide Sprachen abdecken zu können. Da bei der Lehrerin und dem Vater aber eine gemeinsame Mittlersprache fehlte, wusste bei den beiden keiner so richtig, wie das überhaupt funktionieren soll. Dass ihre Gruppe dann eine der besten von insgesamt 12 Gruppen war und bei den einzelnen Aufgabenstationen fast doppelt so viele Punkte wie meine Gruppe sammeln konnte, zeigt, dass Sprache nicht alles ist. Zurück auf dem Schulhof freut sich die Gruppe über das gute Ergebnis, die tschechische Lehrerin, der deutsche Vater und die deutsch-tschechische Schülergruppe klatschen sich ab. Von ihnen hätte wahrscheinlich noch am Morgen keiner gedacht, dass sie Teil einer so gelungenen deutsch-tschechischen Teamarbeit werden können. Das macht doch Lust auf mehr?

Ende September steht das nächste Treffen der Grundschulen an, diesmal in Bautzen. Und wer weiß, vielleicht entstehen ja schon dort nach dem ersten, vielleicht auch etwas nervösen gemeinsamen Kennenlernen in diesem Sommer schon ein paar richtig feste Freundschaften. Ich war begeistert davon, zu sehen, wie eine solche Begegnung umgesetzt wird und schöne, gemeinsame Erlebnisse und Verständigung auch dann funktionieren kann, wenn kein/e Dolmetscher/in bei einer Gruppe ist. In der Zwischenzeit freue ich mich auf die nächsten Begegnungstreffen im September, Dezember und um Ostern und arbeite bis dahin daran, dass noch mehr Kindergärten und Schulen Lust auf ein solches Begegnungsprojekt bekommen.

MAX MELZER

Stammtisch, ale cool!

BLOG Nr. 11

Internationales Treffen für Familien in Cheb bei der Murmelbahn

Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen eines Projekts nach deutsch-tschechischen Veranstaltungen in der Grenzregion gesucht. Und dabei bin ich auf eine interessante Information gestoßen – einen deutsch-tschechischen Stammtisch, der regelmäßig im Kulturzentrum Svoboda in der Stadt Cheb stattfindet. Da ich zu der Zeit in Pilsen gewohnt habe, habe ich dem Ganzen keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt.

Nun mit dem Programm „Ein Jahr an der Grenze“ ist mir der Stammtisch in Cheb wieder eingefallen – ob es den noch gibt? Ich habe nach der Webseite gesucht, die ich damals gefunden hatte, jedoch ohne Erfolg.

Dann gebe ich verschiedene Stichworte in die Suchmaschine ein: „Stammtisch“, „deutsch-tschechisch“, „Cheb“, „Svoboda“. Es muss doch einen Namen geben, einen Kontakt, irgendetwas. Ich durchstöbere etwa fünf Webseiten und dann finde ich ihn schließlich – „Günther Juba“ und seine E-Mail-Adresse. Ich öffne Gmail und schreibe eine Anfrage, um zu erfahren, wie es mit dem Stammtisch aussieht.

Auf eine Antwort habe ich nicht lange warten müssen. Herr Juba schreibt, dass er jetzt fast 80 Jahre alt sei und es während der Pandemie keinen Stammtisch gegeben hätte, aber dass Herr Häupler, sein Nachfolger, Online-Treffen organisiert hätte und dass sie gerade planen würden, die Treffen auch offline wieder aufzunehmen. Und dass es den Stammtisch schon seit zwanzig Jahren gebe! Das klingt großartig! Günther Juba scheint aber auch abseits des Stammtisches eine bedeutende Persönlichkeit in der deutsch-tschechischen Welt zu sein, deshalb antworte ich gleich mit der Bitte um ein persönliches Treffen.

“Sehr geehrte Frau Ellrodt,
selbstverständlich bin ich zu einem Gespräch bereit. […] Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie gerne kommen.
Mit freundlichen Grüßen,
Günther Juba”

„Ding-dong!“ Ich stehe an einer Tür in einem abgelegenen Ortsteil von Waldsassen und erinnere mich vage von den Fotos aus dem Internet an das Gesicht von Herrn Juba. Ich höre jemanden kommen und nach der Türklinke greifen. Die Tür öffnet sich und Herr Juba steht vor mir, mit dem gleichen Funkeln in den Augen wie auf den Fotos, nur ein bisschen älter. Hinter ihm erscheint eine weitere, etwas kleinere Gestalt.

Und so beginnt die bezauberndste Begegnung, die ich bisher im Rahmen des Programms erleben durfte.

„Ah, Sie sind Tschechin? Das haben wir nicht erwartet! Sie müssen Ihre Schuhe nicht ausziehen!“, sagen sie und lächeln mich an.
Ich ziehe meine Schuhe aus.
Sie freuen sich.
Ich darf mich an den Esstisch setzen und sie bieten mir selbstgemachten Pfefferminztee an, den ich unmöglich ablehnen kann. Frau Juba kann nicht mehr gut sehen, Herr Juba kann nicht mehr gut hören. Und so ergänzen sie sich – sie schenkt mir Tee ein und er sagt ihr, wenn die Tasse voll ist. Sie sind ein wirklich ein goldiges Paar.
„Und Sie leben in Arzberg? Wir haben Freunde dort“, erzählen sie und zählen dann deren Nachnamen auf.
„Das sind unsere Nachbarn, nette Leute!“, entgegne ich und füge gedanklich hinzu: „Auch so goldig wie ihr beide.“
Durch diese als Türöffner fungierende zufällige Verbindung verlief unser weiteres Treffen auf einer viel direkteren und freundlicheren Ebene, als ich es mir hätte vorstellen können.

Das nächste Mal treffen wir uns dann beim ersten Stammtisch „nach Corona“ in Cheb. Mit Herrn Häupler unterhalte ich mich darüber, dass es gut wäre, einen Stammtisch auch für die jüngere Generation und für Familien mit Kindern zu organisieren.

Also fange ich an, meine Fühler auszustrecken und die passenden Menschen zu finden. Ich telefoniere mit Freunden, mit Verča Widmann vom Programm „Ein Jahr an der Grenze“, ich treffe neue, motivierte Leute auf der Jubiläumsfeier von Tandem und so entsteht eine Gruppe, die Lust darauf hat, Treffen dieser Art zu organisieren oder zu unterstützen. Nach dem ersten gemeinsamen Zoom-Gespräch haben wir schließlich eine recht klare Vorstellung… und setzen sie um!

Wenn auch Sie daran interessiert sind, andere, insbesondere deutsch-tschechische Familien mit Kindern im Grenzgebiet zu treffen, können Sie der Facebook-Gruppe FamilienKlubík beitreten, in der Informationen über geplante Treffen und andere Veranstaltungen im Grenzgebiet zu finden sind.

In meiner Region haben A BASTA! z.s. und das Familienzentrum Přístav generací aus Cheb die Organisation der Treffen übernommen. Die Treffen finden einmal im Monat statt und sind offen für Menschen aller Generationen und Nationalitäten. Das letzte Treffen fand am 07.08. in Cheb statt, die Kinder haben auf dem Kugelspielplatz gespielt und die Erwachsenen konnten sich unterhalten und ganz gut vernetzen.
Herr Häupler informiert auf der neuen Webseite des Stammtisches und über seinen E-Mail-Verteiler über die Treffen und drückt uns die Daumen.

Also drückt uns die Daumen, damit die Treffen auch in Zukunft so gut laufen!

iva ellrodt

Am Tatort!

BLOG Nr. 10

Internetrecherchen, Telefonate und Mails sind heutzutage ein großer Vorteil. Doch nichts geht über persönliche Treffen und darüber, sich vom Potenzial der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit am eigenen Leibe zu überzeugen. Und so plane ich Treffen und Besuche bei Akteuren, die zum Teil schon im Bereich deutsch-tschechische Verständigung aktiv, zum Teil von der deutsch-tschechischen Vernetzung noch unberührt sind.

Auch so erweist sich jedoch die Macht der sozialen Medien als starker und wichtiger integraler Bestandteil meiner aktiven Kontaktsuche. Nachdem ich auf meinem Facebook-Profil einen Beitrag über unser neues Programm gepostet habe, erreicht mich per Messenger eine Einladung von Ulrich Sacher in die Galerie im Pfarrhaus Jöhstadt. Nach meiner positiven Antwort ruft Ulrich mich begeistert an und begrüßt mich am Telefon stolz mit einem fleißig gelernten „Dobrý den“. Wir wechseln ein paar Worte und schon trage ich mir eine neue Fahrt in meinen Kalender ein. Die Möglichkeit, Werke deutscher Künstler aus dieser Galerie auf dem Landart-Festival Königsmühle auszustellen, gefällt Ulrich, deshalb begleitet mich zu dem Treffen Petr Mikšíček, der Organisator dieser langbewährten Veranstaltung.

Wieder auf der tschechischen Seite der Grenze, betrete ich eine schöne 100 Jahre alte Villa mit einem kleinen Turm. Dort hält an der Tür schon Petr Globočník nach mir Ausschau, der Inhaber des Nachbarschaftshauses „Libuše“ in der Plattenbausiedlung Janov u Litvínova, nur 10 km von der deutschen Grenze entfernt. Mit seinem Verein „My Litvínov“(„Wir Litvínov“) bietet Petr ein Umfeld für alle, die sich nach gemeinsamem Schaffen und gegenseitigem Respekt sehnen. „Libuše ist ein Raum für Kultur, Musik, Kunst, Lernen, Inspiration, Ruhe und Liebe“, sagt Petr und führt mich durch die Räume, die gerade rekonstruiert werden. Als wir beim Kaffee sitzen und ich Petr das Programm „Ein Jahr an der Grenze“ vorstelle, hört er konzentriert zu und in seinen Augen kann ich nicht nur Interesse und Neugier, sondern auch etwas Unsicherheit erkennen. Petr spricht zwar kein Deutsch, erinnert sich aber daran, dass dieses Gebäude, dessen Geschichte er zu erforschen suchte, unter anderem auch als „Erholungsheim“ mit dem Namen „Villa Elisabeth“ diente. Die Tür dieses Hauses auch für die deutschen Nachbarn zu öffnen, scheint ihm eine gute Idee und er denkt schon über die Workshops nach, die er für Erwachsene und vor allem auch Kinder aus Deutschland anbieten könnte. Ich drücke Petr eine Visitenkarte in die Hand und verabschiede mich mit dem guten Gefühl, dem Ziel, die deutsch-tschechische Nachbarschaft direkt vor Ort zu stärken, wieder ein Stück näher gekommen zu sein.

Meine Treffen sind sehr inspirierend, doch nichts geht über eine Arbeit, bei der man auch mal mit anpacken kann. Als ich nach einer halben Stunde die weitläufigen Schwarzen Wiesen erreiche, auf denen sich graziös Menschen mit Sensen und Harken bewegen, wische ich mir den Schweiß von der Stirn und freue mich, sie auch ohne Karte gefunden zu haben. Und sie haben gerade Pause! Ich packe Muffins aus meinem Rucksack und platziere sie taktisch samt der Visitenkarten in der Mitte des Picknicks. In der Vorstellungsrunde zerspringe ich fast vor Ungeduld, mit jedem der Anwesenden Kontakt zu knüpfen, denn die meisten von ihnen kommen direkt aus meiner Arbeitsregion. So zum Beispiel Jitka Pollakis, die zudem Mitarbeiterin des Vereins „Grüne Liga Osterzgebirge“ ist und den Wunsch äußert, eine Zusammenarbeit mit einem ähnlichen Verein aus Tschechien zu knüpfen. Dem schließt sich Blanka Techlovská an, die das Projekt „Schulwerkstätten“ im Handwerksatelier „Woodmaid“ in Most leitet. Die Idee, in der Werkstatt Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Tschechien zusammenzubringen, gefällt ihr und sie probiert schon mal ihr gebrochenes Deutsch aus. Aber genug geschwatzt! Schon wird mir eine Sense in die Hand gedrückt, begleitet von der Instruktion, es sei nur, „als würde man tanzen“. Und so tanzte ich bis zum Abend und habe die Atmosphäre des bereits 8. deutsch-tschechischen „Heuhoj Camps“ sehr genossen. Am nächsten Tag konnte ich mich natürlich kaum bewegen, doch es hat sich gelohnt. Denn wäre meine Arbeit nicht Freude und Mühe zugleich, dann hätte sie keinen Sinn und wäre wohl überflüssig.

Kristýna ŠOUKALOVÁ

Traurige Region mit Hoffnung

BLOG Nr. 9

„Es ist hier so traurig, wegen der Geschichte“, sagt meine neue Freundin aus Westböhmen. Vor mehreren Jahren ist sie 200 km weiter nach Osten, ins südliche Böhmen, gezogen und sieht nun manches, was die Einheimischen nicht mehr wahrnehmen, klarer.

Kennengelernt haben wir uns in der Gegend von Česká Lípa, nicht weit von dem Ort, den viele aus dem tschechoslowakischen Märchenfilm „Die stolze Prinzessin“ kennen. Hier gibt es malerische Aussichten auf eine malerische Landschaft, die trotz ihrer abrupten kegelförmigen Hügel und dynamischen Täler harmonisch wirkt. So märchenhaft ging es hier aber nicht immer zu. In der Nähe befand sich einst eine Nazifabrik und nach dem Krieg haben Zugezogene aus dem Landesinneren mit den ursprünglichen Einwohnern relativ wahllos abgerechnet. Mir fallen wieder Janas Worte ein – und ich frage mich: Wie kann ein Ort wegen seiner Geschichte traurig sein? Als würde sich Trauer über Generationen hinweg vererben. Wie kann es sein, dass man das heute noch ,sieht‘ – ohne dass man ein Studium der Landschaftsmalerei oder anthropologische Geländeübungen absolviert hat?!

Ein paar Kilometer weiter herrscht trotz stillgelegter Eisenbahngleise Leben. Im frisch renovierten Zentrum für Bildung und Kultur (CvaK) treffen sich gerade Deutsche und Tschechen, um die Grundlagen des Bergsteigens zu erlernen. Sport verbindet, sage ich mir, zur Verständigung braucht es nur ein paar Gesten. Genau wie Musik oder Kunst schlechthin. Auch diese menschlichen Tätigkeitsfelder zeugen oft von der gemeinsamen Geschichte – und die enthält nicht nur ,Trauriges‘, sondern auch Hoffnungsvolles. Wie die Geschichte von der deutsch-tschechischen Freundschaft zwischen Emil Zátopek und Herbert Schade.

Ich unterhalte mich mit dem Hausmeister des CVaK. Der nickt zustimmend und sagt, hier fänden zuweilen auch andere internationale Treffen statt. Auch wenn es hier nicht direkt ,an der Grenze‘ ist, begegnen sich Menschen verschiedener Nationalitäten. Und ich – sinniere darüber nach, was für außergewöhnliche Möglichkeiten wir doch heute in der Grenzregion haben: Wir können mit deutsch-tschechischen Treffen eine andere, fröhlichere Geschichte ,schreiben‘.

Am zweiten Tag geht es auf in die Felsen. Die Klangkulisse lässt ahnen, dass da am Seil Angehörige verschiedener Nationalitäten ,hängen‘. Egal, wer wen sichert – wichtig ist, dass man einander wahrnimmt und sich automatisch auf den anderen verlassen kann, wenn einem mal das Seil ,wegrutscht‘. Wie z.B. Deutsche und Tschechen im heutigen Europa, denke ich mir.

Begebt euch also getrost mit Ein Jahr an der Grenze auf Expedition – ins Gelände oder auch nur symbolisch (z.B. in Form von Sport, Kunst und mit unserem Blog). Ihr werdet bestimmt was anderes erleben als jene ,ererbte‘ Trauer.

Ich und die anderen Botschafterinnen und Botschafter von Ein Jahr an der Grenze begleiten euch dabei gern.

P.S.: Falls ihr für euer Treffen einen geeigneten Ort in der deutsch-tschechischen Grenzregion sucht – hier ein paar Tipps:

Bayreuth – Jugendherberge

Falkenstein – Wildniscamp am Falkenstein

Hejnice – Klášter, vzdělávací, konferenční a poutní dům

Jelení bei Nové Hamry – Mezi Jeleny

Haidmühle – Haus Waldmichl

Hinterhermsdorf – ELBI Haus

Hohenau – Jugendwaldheim „Wessely Haus“

Horní Maršov – SEV DOTEK (Umweltbildungszentrum DOTEK)

Horská Kvilda – SEV Národního parku Šumava (Umweltbildungszentrum des Nationalparks Böhmerwald)

Horažďovice – PROUD: Envicentrum Podbranský mlýn (PROUD: Umweltzentrum Podbranský mlýn)

Lesná u Boleboře – Horský areál (Berggelände)

Nový Oldřichov – Centrum vzdělávání a kultury (Zentrum für Bildung und Kultur)

Prachatice – CEV Dřípatka (Umweltbildungszentrum Dřípatka)

Schmalzgrube – Naturherberge Hammerwerk

Waldmünchen – Jugendbildungsstätte

Wunsiedel – Jugendherberge

Zethau – Grüne Schule grenzenlos

Zinnwald – Jugendherberge

Veronika Kupková

Wie man Kontakte sucht oder: Ich finde auch das, was ich eigentlich gar nicht suchen wollte

Die Ausstellung Lipno – ein Spiegel der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist bis Ende September auf dem Platz in Horní Plané zu sehen.

BLOG Nr. 7

Der erste Auftrag klang klar: Verschaffe Dir einen Überblick über die deutsch-tschechische Zusammenarbeit in Deiner Region.

Stand: Im Prozess (vermutlich noch lange)

Wie findet man eigentlich diese Kontakte? Und wie verschafft man sich einen solchen „Überblick“ oder etwas, das zumindest entfernt daran erinnert?

Ich denke, wir alle haben uns auf das Projekt „Ein Jahr an der Grenze“ eingelassen, weil wir eine Fülle von Ideen im Kopf haben, wie wir die deutsch-tschechische Zusammenarbeit bereichern können. Einige davon sind leicht umzusetzen, wenn man die richtigen Kontakte hat, während andere fast idealistisch sind.

Kontakte, Kontakte, Kontakte, Kontakte – gibt es in diesem Projekt noch etwas anderes als nur Kontakte?

Ja! Es geht darum, die Kontakte miteinander zu verknüpfen (da ist es wieder, dieses Wort).

Wie also anfangen… man schreibt seinen Freunden und Bekannten, die sich in dieser Region bewegen, oder ruft sie an und vereinbart ein Treffen mit ihnen. Manche reagieren, bei anderen hakt man ein paar Mal nach, manche reagieren auch dann nicht. Doch jedes Treffen, ob virtuell oder real, führt zu neuen Kontakten und neuen Ideen. In der nächsten Phase kontaktieren Sie dann Freunde von Freunden und Bekannte von Bekannten, um weitere Anregungen und – was sonst – mehr Kontakte bei neuen Treffen zu bekommen. Und dann googelt man und googelt und googelt …. Kate sagte nämlich, dass es da und da einen Verein xy gibt, aber sie war sich nicht sicher, wie er genau heißt. Man setzt sich also hin und sucht und findet.  Man findet den Verein xx, dann den Verein xz  und so weiter …. Und nach weiteren zwei Stunden schließlich den Verein xy. Auch wenn es nicht so aussieht, waren diese zwei Stunden Zeit gut investiert, denn man hat auch Dinge gefunden, nach denen man zwar nicht gesucht hat, die aber genau zu dem passen, was man eigentlich braucht.

Und genau so findet man nicht nur Vereine, Verbände, Institutionen, Menschen, sondern auch Veranstaltungen. Zum Beispiel die in Horní Plané, an der ich letzte Woche teilgenommen habe und die mich wieder einmal daran erinnert hat, dass das Kontakteknüpfen auch ein angenehmes gesellschaftliches Ereignis sein kann. Und in diesem Sommer wird es viele solcher Veranstaltungen geben, also scheuen Sie sich nicht, eine davon zu besuchen.

Und wie sieht es also mit dem anfangs erwähnten Überblick aus? Der ist diesem Prozess, bei dem man immer wieder neue Dinge entdeckt, neue und neue Informationen, neue und neue Kontakte… Und diese schreibt man in seine Tabelle, die am Anfang absolut keinen Sinn machte, aber jetzt immer übersichtlicher wird und bestimmte Dinge fangen an, sich miteinander zu verbinden und es liegt nur an einem selbst, auch einzelne Kontakte zu verknüpfen.  

sára speciánová

 

Ach du bist auch hier? Hier trifft man ja heute die ganze Welt!

BLOG Nr. 8

Die ganze deutsch-tschechische Welt traf sich am Dienstag, dem 28. Juni, im Garten der Deutschen Botschaft in Prag. Für viele von uns, die sich schon länger mit der Zusammenarbeit beider Länder befassen, war dieser Tag fast wie ein Familientreffen. Kaum war man durch die Pforte des Palais Lobkowitz spaziert, da begann schon ein endloser Marathon von Begegnungen, herzlichem Wiedersehen, Smalltalks, aber auch sehr intensiven und tiefsinnigen Gesprächen zu bilateralen Themen.

Im Laufe der Zeit ergaben sich auch für Ein Jahr an der Grenze etliche Themen, neue Kontakte und schließlich ein endloser Strom von Ideen und Gedanken, was man mit unserem Programm alles anstellen kann und wo sich für uns das größte Potenzial für grenzübergreifende Beziehungen verbirgt.

Auch für meine Region schwirrten in diesen paar Stunden zahlreiche Projekte und Ideen durch den Raum, mit denen ich im Rahmen von Ein Jahr an der Grenze weiterarbeiten kann: Ich habe Kontakt zu jungen Leuten bei Domažlice  – wäre das was für dich? Ich will ein Video zu historischen Begebenheiten entlang der Grenze drehen – willst du mir nicht dabei helfen? Ich plane ein grenzübergreifendes Treffen für Familien mit Kindern – fiele dir da ein Projektpartner ein? Was hältst du von einem Audio-Reiseführer durch den Oberpfälzer Wald? Oder ein internationales Festival an der Tanke bei Rozvadov – wie ließe sich das finanzieren?

Für viele von uns war der Tag der offenen Tür in der Deutschen Botschaft das erste Treffen dieser Größenordnung nach der Pandemie. Und trotzdem gab es genug, woran man anknüpfen oder besser gesagt: wo man weitermachen kann – verbindet uns doch die Sehnsucht, Menschen zusammenzubringen, zur Begegnung von Deutschen und Tschechen beizutragen und die Grenzen in unseren Köpfen abzubauen.

Veronika Widman

Immer wieder etwas Neues, ODER: wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht

BLOG Nr. 6

Silva Gabreta oder anders gesagt auch das geographische Gebiet, zu dem die Regionen Šumava und Bayerischer Wald gehören, ist jetzt mein Einsatzgebiet! Diesen Begriff hörte ich zum ersten, aber nicht zum letzten Mal. Er begegnete mir noch einmal – allerdings im literarischen Kontext, aber darüber später… Es ist interessant, was man alles erfährt, wenn man in diese Ecke zieht und aktiv die Gegend erkundet. Und das, obwohl man seit seiner Kindheit in diese Ecke fährt und die Region erwandert.

Ich lerne seit einigen Wochen, „meine“ Region aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen und zu betrachten. Mit den Menschen aus der Region in Kontakt zu treten und sich dafür zu interessieren, was sie machen, wie sie leben und wie sie zu Begegnungen und Aktionen mit den Mitmenschen stehen und was ihnen fehlt in Bezug auf die Menschen aus dem Nachbarland – das ist mein tägliches Brot.

Eins ist sicher – es gibt immer noch etwas Neues zu entdecken – also zurück zu Silva Gabreta. Ein Begriff, der mich bei meiner Recherche zum Literaturfestival „Šumava Litera“ führte. Ein Festival, das zwar grenzübergreifend ist, aber gleich auf der Webseite fällt auf, dass es doch populärer auf der tschechischen Seite ist. Vielleicht ein verstecktes Potenzial und eine Chance für „Ein Jahr an der Grenze“? Auf meine Anfrage per E-Mail bekomme ich keine Antwort.

Glücklicherweise gibt es in Pilsen eine „Festival-Kostprobe“,  und so nutze ich die Gelegenheit, dabei zu sein und Kontakte zu knüpfen. Mein Vorhaben gelingt mir – ich treffe bei dieser bereichernden Veranstaltung auf Martin Sichinger, der nicht nur ein erfolgreicher Schrifsteller aus dem Böhmerwald ist, sondern auch einer der Organisatoren des Festivals.

Seine Aussage „diese Veranstaltung hat sich schon deshalb gelohnt, weil wir Sie hier kennengelernt haben“ freut mich. Es ist nämlich eine meiner Aufgaben – Menschen zu treffen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen und eine Zusammenarbeit anzuknüpfen. In diesem Fall hört sich alles vielversprechend an und ich verlasse meine Heimatstadt mit einem guten Gefühl und kehre wieder zurück in „die Wildnis“ der beiden Nationalparks.

martina engelmaierová

 

Wenn aus Freizeit Arbeit wird a.k.a. die schönste Tätigkeit der Welt

Lebendige Bautzener Kulturszene © Steinhaus e. V.

BLOG Nr. 5

Eigentlich hört man oft, dass es wichtig für Gesundheit und Geist ist, Berufliches und Privates zu trennen. Als Macher und Enthusiast für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist das kaum möglich, Macher und Enthusiast kann man nur sein, wenn man unabhängig von Wochentag und Uhrzeit für die Sache brennt, erreichbar für Gespräche ist, Ideen sammelt, aufschreibt und kommuniziert. Das ist manchmal herausfordernd, aber in vielen Momenten genieße ich das total, und einen solchen Moment gab es erst letzten Freitag wieder.

Nach einer guten Woche mit tollen Gesprächen und vielen neuen Ideen für den deutsch-tschechischen Austausch in der Region Oberlausitz/Liberecko möchte ich ins Steinhaus gehen, das Soziokulturelle Zentrum in Bautzen. Dort findet an diesem lauen Sommerabend das BEAT-Festival statt, vier Bands spielen, in einer davon meine Schwester. Mit ihr unterhalte ich mich vor dem Konzert über die Städtepartnerschaft Bautzen-Jablonec nad Nisou. Als ich über meine Vorstellungen rede, merkt sie, dass Torsten Wiegel, Geschäftsführer des Steinhaus e.V, neben uns sitzt. Sie bezieht ihn mit ein und schon kommen wir sehr konkret ins Reden über bisherige Kooperationen im Kulturbereich, die derzeitige Funkstille der Städtepartnerschaft, das große Potenzial zur Neuentfaltung. Wir unterhalten uns über Kontakte und Ideen, Torsten freut sich auf neue Möglichkeiten zur Vernetzung, und ich ziehe gedanklich (und schon bald physisch) los in die Stadt Jablonec, um nach interessierten Menschen und Einrichtungen zu suchen. Veronika, meine Kollegin im Programm, hat mir vom neuen Kulturzentrum „Nazdar“ erzählt – vielleicht wäre das ja was?…

Möglichkeiten, Gespräche und Ideen ergeben sich eben dann, wenn sie es wollen, man kann das nicht planen. Und sie kommen auch, wenn man wie ich schon vor der Bühne steht und den Bands lauscht. Es ist ein toller Abend. Und wer weiß, vielleicht stehe ich schon bald bei einem deutsch-tschechischen Konzert, Theaterworkshop oder Ähnlichem wieder in den Räumen des Steinhauses. Man kann gespannt sein, was das Jahr an der Grenze der Städtepartnerschaft Bautzen-Jablonec noch so bringt – ich freue mich darauf und gehe es an.

Max melzer

 

DEUTSCHLAND UND TSCHECHIEN? BÖHMEN UND SACHSEN? NEIN, LAUBA!

Grenzkapelle Schönwald, Foto: Stephan Messner, www.skyimages.de

BLOG Nr. 4

Der bestirnte Himmel über mir und die grenzenlose Freundschaft in mir.
frei nach Immanuel Kant

In den letzten zwei Jahren haben wir hier in der sächsisch-böhmischen Grenzregion eine getrennte Nachbarschaft erlebt, aber wir haben uns nicht mit den wie ein dunkler Schatten wieder erschienenen Grenzen abgefunden. In all dieser Zeit hat uns der Anblick des Sternenhimmels, der keine Grenzen kennt und der auf der Erde scheinbar getrennte Welten vereint, Hoffnung und Kraft gegeben. Wenn wir vielleicht doch das berechtigte Gefühl hatten, dass wir in den böhmisch-sächsischen Nachbarschaftsbeziehungen einen Schritt zurückgehen mussten, dann lasst es uns als Herausforderung nehmen, jetzt mindestens zwei Schritte vorwärts zu gehen. Versuchen wir, die begrenzte grenzüberschreitende Nachbarschaft, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, in die grenzenlose Freundschaft der Zukunft zu überführen. Und wo soll man anfangen? Nun, hier, an einem Ort an der – vielleicht bald wieder kaum scheinbaren – Grenze, in einer Region mit dem Arbeitstitel LAUBA!

Woher kommt LAUBA? Es handelt sich um ein grenzüberschreitendes Gebiet am linken Elbufer, das grob durch den Oberlauf des Flusses GottLEUBA auf sächsischer Seite und des EuLAUBAchs (auf Tschechisch Jílovský potok), auf böhmischer Seite begrenzt wird. Was bedeuten die tschechischen Worte (und gleichzeitig auch Germanismen) LOUBÍ oder podLOUBÍ auf Deutsch? Ungefähr so viel wie die deutsche LAUBE und der LAUBEngang, und damit sind wir wieder beim SternenLAUBE, die uns, genauso wie die LAUBE oder der LAUBEngang, imaginär verbindet und uns auch stärkt und vor den Tücken der Zeit schützt. Nur eine starke und widerstandsfähige Freundschaft hier in unserer kleinen LAUBA ist der Weg in die Zukunft eines großen und demokratischen Europas.

VZHŮRU KE HVĚZDÁM / HOCH ZU DEN STERNEN ist der Titel der Fotoausstellung von Stephan Messner, die die Idee widerspiegelt, den Sternenhimmel mit ausgewählten geistlichen Orten auf beiden Seiten der Grenze zu verbinden. Die Idee der Ausstellung, verkörpert durch die Serie von zwanzig Fotografien, ist zwar bereits längst vor dem Start des Programms Ein Jahr an der Grenze geboren worden, aber dieser (sprach)spielerische Text über die „eine“ Landschaft ohne trennende Grenze ist schon als eine Art Reflexion unserer intensiven Debatten über den Sinn und das Ziel des Programms zu verstehen. ES LEBE LAUBA!

Vernissage: Botschen-Kapell in Libouchec/Königswald, 10. 6. 2022, 18:00 Uhr

Ich lade zu Gesprächen über die vereinten und „entgrenzten“ Regionen entweder direkt während der Ausstellung oder jedes andere Mal herzlichst ein!

Jan Kvapil

Workflow

BLOG Nr. 3

Ihr fragt, wie die Arbeit eines Enthusiasten/ einer Enthusiastin aussieht? Ungefähr so:

1. Ihr bekommt von Tina den Kontakt zu Philipp.
2. Ihr schreibt Philipp.
3. Philipp reagiert nicht.
4. Eine unbekannte Nummer ruft an. Es ist Christian.
5. Christian, Philipps Kollege, stellt euch eine tolle Idee vor: ein deutsch-tschechisches Skateboard-Treffen. Er braucht einen tschechischen Skate rund weitere Infos.
6. Ihr trefft euch mit Anička, der Direktorin der Kunstschule in Aš.
7. Anička gibt euch den Kontakt zu Míra.
8. Ihr ruft Míra an.
9. Míra ist ein Mussiker, aber er hat den Kontakt zu Martin.
10. Martin! Ha! Der hat eine Menge Infos und Kontakte zu: Tomáš Z., Tomáš D., Jakůb und Lukáš, da wird was draus!
11. Ihr ruft Christian an. Er ist mega happy.
12. Ihr schickt ihm die Kontakte per E-Mail und seid auch mega happy.

iva ellrodt


 

Wir entdecken Menschen, Meinungen und Potenzial!

Foto: Kristýna Šoukalová

BLOG Nr.2

In diesem Sinne erleben wir die ersten Arbeitstage während unseres “Jahres an der Grenze”. Wir sind stolz auf die offene Kommunikation der Menschen um uns herum – egal, ob die Gespräche von  guter Laune und Zufriedenheit geprägt sind oder umgekehrt eher Verbitterung und Traurigkeit mitschwingen. “Jedes Brot hat seine zwei Seiten”, wie ein mährisches Sprichwort besagt. Und so treffen wir uns mit den Bewohnern des deutsch-tschechischen Grenzgebiets und sind ganz Ohr für ihre Bedürfnisse.     

Es geht jetzt darum, das Terrain zu sondieren, eine Menge Mails zu verschicken und lange Stunden herum zu telefonieren. Neue Kontakte zu knüpfen und alte wiederzubeleben erscheint wie ein Langstreckenlauf, aber wir finden schon eine Art “unser System” darin. Wir sind zu acht und schon der Austausch untereinander bringt uns große Schritte voran und führt zu einer internen Strategie für die nächsten Schritte.

Vor Ort zu sein, die hiesige Atmosphäre aufzusaugen und Kaffee mit dem Bürgermeister einer grenznahen Gemeinde zu trinken ist aber ein komplett anderes Erlebnis. Bildungszentren zu besuchen, die gerade einmal 10 Kilometer von der Grenze entfernt sind, aber nicht die Sprache des Nachbarn im Angebot haben. Das ist Realität. Plötzlich öffnen sich alle Möglichkeiten, plötzlich sind wir Teil von diesem allen und plötzlich wissen wir, dass es hier ganz sicher Potenzial gibt!

Aber genug der Euphorie, jetzt geht es darum, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben und den Lauf durchzuhalten. Man kann immer wieder darüber sprechen, was in diesem grenznahen Städtchen alles zur Unterstützung der deutsch-tschechischen Nachbarschaft getan werden kann. Wichtig ist es zu handeln. Wir tauschen Kontakte aus, schreiben eine “To-Do-List” und werten konstruktiv vergangene Erfahrungen mit deutsch-tschechischen Partnerschaften aus. Wir analysieren, wo der Fehler passiert ist und warum die Unterstützung von deutsch-tschechischen Austauschen aufgehört – oder gar nicht erst angefangen hat.

Wir laufen, rennen und sausen über Grenzen hinweg. Wir empfangen mit offenen Armen alle, die den Wunsch haben, gemeinsam etwas zu schaffen und Teil dieses lebendigen Laufs zu sein. Denn gemeinsam kommen wir weiter.

Kristýna Šoukalová

Wir haben das Programm Ein Jahr an der Grenze gestartet!

Am 2. Mai 2022 hat sich in Prag unser „Macher“-Team getroffen. Es steht vor der spannenden Aufgabe, von jetzt an ein Jahr lang neue Impulse für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit im Grenzgebiet zu geben. Macht euch mit unserem „Macher“-Team bekannt! 

Was sind die ersten Eindrücke des Teams? Veronika Kupková, die im Westerzgebirge tätig sein wird, hat darüber den ersten Beitrag unseres regelmäßigen Blogs verfasst. Lesen Sie selbst…

BLOG Nr.1

Regensburg, Bautzen, Železná Ruda, Ústí nad Labem, Marktredwitz, Chomutov, Passau, Chemnitz. PRAG! Okay, da sind wir! Železná 24, Besprechungsraum.

Verča, Max, Martina, Jan, Iva, Veronika, Sára, Kristýna. Die angekündigten Changemakers aus der Grenzregion, mit vielversprechenden Lebensläufen und einer breiten Palette an Soft Skills. Und vor uns steht gefühlt der gesamte Fonds!

Es wird ernst, sie grillen uns. Wir geben nicht auf! Halten wir durch? Das werden die nächsten Monate zeigen. Und sie filmen uns dabei?! Sei’s drum, bislang hat uns der Humor nicht verlassen! Wird er uns vergehen? Mal schaun.

Das Grenzgebiet ist eine besondere Region (davon gibt es in Tschechien mehrere, wie ein bekannter Barde singt). Wir kennen sie, wir sind hier zuhause. Sudeten. Typisch. Es ist nicht ajnfach hier, aber wir mögen Her-aus-for-de-run-gen. Und multi-kulti auch, das ist eine Bereicherung, meint Sára. Grenzenlos ist ein fajnes Gefühl. Europäertum für die Menschen! Wir möchten mehr deutsch-tschechische Freundschaft, sagt Iva, die einen deutschen Mann hat. Kristýna špricht gerne und Verča mag keine Grenzen. Auch die in den menschlichen Köpfen nicht! Max möchte seiner Heimat etwas zurückgeben. Was? Das wird sich erst noch zeigen. Es wird gut sein, daran haben wir keinen Zweifel! Wir sind schließlich Changemakers. Wir sind dafür qualifiziert!  Hoffentlich enttäuschen wir die Erwartungen nicht. Ohne euch geht das aber nicht – macht doch mit! 

Veronika KuPková
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