Neue Impulse für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit

Kategorie: Oberfranken – Chebsko

Jahre an der Grenze

BLOG Nr. 19

Das erste Jahr des Programms „Ein Jahr an der Grenze“ neigt sich dem Ende zu. Für viele von uns, die in der Grenzregion leben, ist es jedoch nur eines von vielen Jahren an der Grenze, das zu Ende geht. Denn wir gehen nicht weg. Wir werden uns weiterhin für gute nachbarschaftliche Beziehungen einsetzen und uns bemühen, das tägliche Leben in unseren Regionen zu verbessern.

Es wärmt mir das Herz, wenn ich auf das vergangene Jahr zurückblicke und sehe, wie viele verschiedene Bereiche der Zusammenarbeit zwischen Menschen aus der Tschechischen Republik und Deutschland möglich sind. Schulen, Theater, Fotoclubs, Skateboarder, Pfadfinder, Behindertenwerkstätten, Jugendparlamente… dass Menschen, ob jung oder alt, mit oder ohne Kenntnisse einer zweiten Sprache, eine gemeinsame Basis finden können.

Treffen von Vertretern des Westböhmischen Theaters in Cheb und des Rosenthal-Theaters Selb im Rahmen des ersten Jahres des Programms „Ein Jahr an der Grenze“. Im Foto (v.l.n.r): Iva Freddie Ellrodt, Eliška Huber Malíková (Westböhmisches Theater in Eger, Public Relations), Zdeněk Bartoš (Westböhmisches Theater in Eger, künstlerischer Leiter) und Eva Enders (Rosenthal-Theater Selb, Theaterleiterin)

Die Arbeit der tschechisch-deutschen Enthusiasten endet nie. Es gibt immer etwas zu entdecken, jemanden kennenzulernen, dem man beim ersten Schritt über die Grenze helfen kann. Auch wenn unsere Regionen klein erscheinen mögen, in meinem Fall sogar „das historisch Schlechteste in allem“ (Zitat von Andrej Babiš), haben wir noch lange nicht alle lokalen Möglichkeiten der tschechisch-deutschen Zusammenarbeit ausgeschöpft.

Deshalb wünsche ich dem zweiten Jahrgang, unseren Nachfolgern, dass es ihnen gelingt, die richtigen Steine ins Rollen zu bringen. Dass sie Möglichkeiten entdecken, an die wir vielleicht noch gar nicht gedacht haben.

Und ich wünsche allen Akteuren – allen Menschen, die während dieser Runde Möglichkeiten für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit gefunden haben – dass sie Freude an der Begegnung, am Kennenlernen haben und dass sie Gelegenheiten finden, langjährige Freundschaften zu schließen. Denn ich glaube, dass Offenheit und Freundschaften zwischen verschiedenen Menschen der Schlüssel zu einem schöneren und erfüllteren Leben sind, nicht nur hier in der Grenzregion.

IVA ELLrodt

Stammtisch, ale cool!

BLOG Nr. 11

Internationales Treffen für Familien in Cheb bei der Murmelbahn

Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen eines Projekts nach deutsch-tschechischen Veranstaltungen in der Grenzregion gesucht. Und dabei bin ich auf eine interessante Information gestoßen – einen deutsch-tschechischen Stammtisch, der regelmäßig im Kulturzentrum Svoboda in der Stadt Cheb stattfindet. Da ich zu der Zeit in Pilsen gewohnt habe, habe ich dem Ganzen keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt.

Nun mit dem Programm „Ein Jahr an der Grenze“ ist mir der Stammtisch in Cheb wieder eingefallen – ob es den noch gibt? Ich habe nach der Webseite gesucht, die ich damals gefunden hatte, jedoch ohne Erfolg.

Dann gebe ich verschiedene Stichworte in die Suchmaschine ein: „Stammtisch“, „deutsch-tschechisch“, „Cheb“, „Svoboda“. Es muss doch einen Namen geben, einen Kontakt, irgendetwas. Ich durchstöbere etwa fünf Webseiten und dann finde ich ihn schließlich – „Günther Juba“ und seine E-Mail-Adresse. Ich öffne Gmail und schreibe eine Anfrage, um zu erfahren, wie es mit dem Stammtisch aussieht.

Auf eine Antwort habe ich nicht lange warten müssen. Herr Juba schreibt, dass er jetzt fast 80 Jahre alt sei und es während der Pandemie keinen Stammtisch gegeben hätte, aber dass Herr Häupler, sein Nachfolger, Online-Treffen organisiert hätte und dass sie gerade planen würden, die Treffen auch offline wieder aufzunehmen. Und dass es den Stammtisch schon seit zwanzig Jahren gebe! Das klingt großartig! Günther Juba scheint aber auch abseits des Stammtisches eine bedeutende Persönlichkeit in der deutsch-tschechischen Welt zu sein, deshalb antworte ich gleich mit der Bitte um ein persönliches Treffen.

“Sehr geehrte Frau Ellrodt,
selbstverständlich bin ich zu einem Gespräch bereit. […] Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie gerne kommen.
Mit freundlichen Grüßen,
Günther Juba”

„Ding-dong!“ Ich stehe an einer Tür in einem abgelegenen Ortsteil von Waldsassen und erinnere mich vage von den Fotos aus dem Internet an das Gesicht von Herrn Juba. Ich höre jemanden kommen und nach der Türklinke greifen. Die Tür öffnet sich und Herr Juba steht vor mir, mit dem gleichen Funkeln in den Augen wie auf den Fotos, nur ein bisschen älter. Hinter ihm erscheint eine weitere, etwas kleinere Gestalt.

Und so beginnt die bezauberndste Begegnung, die ich bisher im Rahmen des Programms erleben durfte.

„Ah, Sie sind Tschechin? Das haben wir nicht erwartet! Sie müssen Ihre Schuhe nicht ausziehen!“, sagen sie und lächeln mich an.
Ich ziehe meine Schuhe aus.
Sie freuen sich.
Ich darf mich an den Esstisch setzen und sie bieten mir selbstgemachten Pfefferminztee an, den ich unmöglich ablehnen kann. Frau Juba kann nicht mehr gut sehen, Herr Juba kann nicht mehr gut hören. Und so ergänzen sie sich – sie schenkt mir Tee ein und er sagt ihr, wenn die Tasse voll ist. Sie sind ein wirklich ein goldiges Paar.
„Und Sie leben in Arzberg? Wir haben Freunde dort“, erzählen sie und zählen dann deren Nachnamen auf.
„Das sind unsere Nachbarn, nette Leute!“, entgegne ich und füge gedanklich hinzu: „Auch so goldig wie ihr beide.“
Durch diese als Türöffner fungierende zufällige Verbindung verlief unser weiteres Treffen auf einer viel direkteren und freundlicheren Ebene, als ich es mir hätte vorstellen können.

Das nächste Mal treffen wir uns dann beim ersten Stammtisch „nach Corona“ in Cheb. Mit Herrn Häupler unterhalte ich mich darüber, dass es gut wäre, einen Stammtisch auch für die jüngere Generation und für Familien mit Kindern zu organisieren.

Also fange ich an, meine Fühler auszustrecken und die passenden Menschen zu finden. Ich telefoniere mit Freunden, mit Verča Widmann vom Programm „Ein Jahr an der Grenze“, ich treffe neue, motivierte Leute auf der Jubiläumsfeier von Tandem und so entsteht eine Gruppe, die Lust darauf hat, Treffen dieser Art zu organisieren oder zu unterstützen. Nach dem ersten gemeinsamen Zoom-Gespräch haben wir schließlich eine recht klare Vorstellung… und setzen sie um!

Wenn auch Sie daran interessiert sind, andere, insbesondere deutsch-tschechische Familien mit Kindern im Grenzgebiet zu treffen, können Sie der Facebook-Gruppe FamilienKlubík beitreten, in der Informationen über geplante Treffen und andere Veranstaltungen im Grenzgebiet zu finden sind.

In meiner Region haben A BASTA! z.s. und das Familienzentrum Přístav generací aus Cheb die Organisation der Treffen übernommen. Die Treffen finden einmal im Monat statt und sind offen für Menschen aller Generationen und Nationalitäten. Das letzte Treffen fand am 07.08. in Cheb statt, die Kinder haben auf dem Kugelspielplatz gespielt und die Erwachsenen konnten sich unterhalten und ganz gut vernetzen.
Herr Häupler informiert auf der neuen Webseite des Stammtisches und über seinen E-Mail-Verteiler über die Treffen und drückt uns die Daumen.

Also drückt uns die Daumen, damit die Treffen auch in Zukunft so gut laufen!

iva ellrodt

Workflow

BLOG Nr. 3

Ihr fragt, wie die Arbeit eines Enthusiasten/ einer Enthusiastin aussieht? Ungefähr so:

1. Ihr bekommt von Tina den Kontakt zu Philipp.
2. Ihr schreibt Philipp.
3. Philipp reagiert nicht.
4. Eine unbekannte Nummer ruft an. Es ist Christian.
5. Christian, Philipps Kollege, stellt euch eine tolle Idee vor: ein deutsch-tschechisches Skateboard-Treffen. Er braucht einen tschechischen Skate rund weitere Infos.
6. Ihr trefft euch mit Anička, der Direktorin der Kunstschule in Aš.
7. Anička gibt euch den Kontakt zu Míra.
8. Ihr ruft Míra an.
9. Míra ist ein Mussiker, aber er hat den Kontakt zu Martin.
10. Martin! Ha! Der hat eine Menge Infos und Kontakte zu: Tomáš Z., Tomáš D., Jakůb und Lukáš, da wird was draus!
11. Ihr ruft Christian an. Er ist mega happy.
12. Ihr schickt ihm die Kontakte per E-Mail und seid auch mega happy.

iva ellrodt


 

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