Neue Impulse für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit

Kategorie: Nicht klassifiziert

Neue Wege. Level II.

BLOG č. 3

Ein regnerischer Maimorgen. Wir sind auf dem Weg vom deutschen und tschechischen Grenzgebiet mitten hinein ins Zentrum des Geschehens. Prag empfängt uns mit hundert Türmen und hundert Sprachen. Ich habe lange nach der deutschen Sprache Ausschau gehalten. Man fühlt sich irgendwie europäischer, multikultureller, die Tore der Möglichkeiten stehen weit offen, sobald man aus dem Zug steigt. Aber vielleicht ist das auch nur eine Illusion – wir atmen wieder freier. Hier – im Gebiet zwischen zwei Welten, in denen verschiedene Sprachen gesprochen werden und wo wir dennoch so viel miteinander gemeinsam haben!

Wir sind zu sechst und wollen das Verbindende finden und zu entwickeln. Das zweite Jahr des Grenzjahres beginnt.

Das Schlüsselwort, das bei unserem ersten Treffen immer wieder fällt, heißt „neue Wege“.

Wir fragen uns, was sich alles hinter diesem Motto verbergen mag. Auf dem Gebiet der tschechisch-deutschen Zusammenarbeit ist seit der Wende viel getan worden, es ist schwer, etwas Neues zu finden, etwas, an das andere noch nicht gedacht haben…

Oder etwa doch nicht? Was ist mit der Fahrt des neuen Präsidenten Peter Pavel zum Grenzfest „Wochen der Freundschaft“ in Selb auf einem Motorrad? Was ist mit den Poesiomaten, die im Sudetenland Gedichte an vergessenen Orten vortragen, die nun wieder zum Leben erwachen? Das klingt alles großartig und schön, ist aber eigentlich genauso wichtig wie ein Treffen von Brettspielvereinen oder kleinen Imkern…

Schauen wir also, wohin uns die Wege führen.

Gebahnte Wege, Pfade oder auch Wege in den Himmel … sie alle werden von uns beschritten. Kommen Sie mit!

KAMILA Jůzlová

Butterbrotfest

BLOG č. 2

Hinter dem Berg, der den Namen der heute so gefürchteten Bestie trägt, liegt „Hinter-Berg“ – auf tschechisch heißt der Ort Záhoří. Ein kleines Dorf in Westböhmen, das wie viele andere in der Nachkriegszeit dem Untergang geweiht war. Es erlebte eine Umsiedlungswelle, dann die zweite, die dritte… Záhoří (der alte deutsche Name ist Sahorsch) wurde verlassen und selbst die Kapelle, die über die stillen, schönen Weiden zum Bach Kosí hinunterschaut, war baufällig.

Glücklicherweise wurde vor zwanzig Jahren die Dreifaltigkeitskapelle repariert, unter anderem dank der Unterstützung durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, und dies war auch der Anstoß für die Wiederbelebung des Festes, das untrennbar mit dem Dorf Záhoří verbunden ist – das Butterbrotfest.

Dieses Fest war eine Einladung an die Nachbarn aus dem Städtchen Černošín, die „unter dem Berg“ lebten, sich am ersten Samstag im Juni zur Messe und einem anschließenden Nachbarschaftstreffen in die Kapelle in Záhoří zu begeben. Es gab Getreidekaffee und natürlich auch frisches Brot mit Butter. Das Brot wurde im Brotbackofen des einzigen Hauses gebacken, das heute noch steht.

Der ruhige und nachbarschaftliche Charakter des Festes hält bis heute an. Die „Pilger“ kommen nach Záhoří aus vier Richtungen: aus den Orten Ošelín, Svojšín, Olbramov und Černošín. Auf ihrem Weg kommen sie an der Burg Volfštejn und an den Ruinen der Gaststätte auf der Vlčí hora (dem Wolfsberg) vorbei, wo früher Limonade und Bier aus der örtlichen Brauerei auf dem Burgberg Třebel serviert wurden. Einige bringen auch selbstgebackenes Brot mit.

Auf die zweisprachige deutsch-tschechische Messe folgt in der Regel eine deutsch-tschechische Lesung. Fast immer nehmen Deutsche, darunter entweder ehemalige Bewohner von Záhoří oder deren Nachkommen und Freunde, an den Feierlichkeiten teil. Für sie war es immer ein wichtiger Festtag, wenn sie die „Heimat“ besuchten konnten. Leider ist in diesem Jahr zum ersten Mal seit siebzehn Jahren niemand von der deutschen Seite gekommen. Das entspricht auch dem Trend bei allen Begegnungen mit den Einheimischen in den Grenzdörfern und -städten. Die Kontakte gehen verloren und mit ihnen ein Teil der Geschichte des Ortes. Aber dies ist wohl auch der natürliche Lauf der Dinge. Unsere Aufgabe ist es, diesen Teil unserer gemeinsamen Vergangenheit zu kartieren und an die nächste Generation weiterzugeben.

KAMILA Jůzlová

Das Jahr verging wie im Flug

BLOG č. 1

Es ist ein Jahr vergangen, seit ich mit dem Programm begonnen habe, und ich möchte kurz zurückblicken auf alles, was passiert ist, und das war nicht wenig!

Heute möchte ich zwei Themen herausgreifen- das erste betrifft die Komenský-Grundschule in Horažďovice, die früher eine Partnerschule auf der bayerischen Seite hatte. Der Kontakt ist abgebrochen, vielleicht wegen der Covid-Pandemie, vielleicht aus anderen Gründen – das werde ich nicht mehr herausfinden können. Tatsache ist, dass es meine Aufgabe war, eine andere Partnerschule zu finden, es war ein langer Weg. Und weil ich auch beim Laufen hartnäckig bin, habe ich mich auf einen Marathon des Suchens und der Kontaktaufnahme eingelassen und erst nach langer Strecke und damit auch langer Zeit ist es mir gelungen, den ersten Kontakt mit der Grundschule Zwiesel herzustellen. Das Beste daran war, dass ich direkt von einem Lehrer angesprochen wurde, den ich schon lange kenne. Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen und siehe da – die erste Partnerschaft für die 4. Klasse der bayerischen Grundschule mit der 5. Klasse der Grundschule aus Hořovice war geboren.

Aber es ging auch darum, eine geeignete Schule für den Austausch in der achten Klasse zu finden. Lange musste ich nicht suchen – die Staatliche Realschule Regen, an der ich im Herbst die Gelegenheit hatte, das Programm „Ein Jahr an der Grenze“ kurz vorzustellen, war sofort zur Kooperation bereit, eine Anfrage reichte. Den Satz des stellvertretenden Direktors, den ich telefonisch erreichte, werde ich nicht vergessen: „Toll, dass Sie angerufen haben! Wir würden gerne eine Partnerschaft mit einer Schule in der Tschechischen Republik eingehen, wir haben Partnerschaften in Österreich, Finnland, Dänemark, aber noch nicht mit der Tschechischen Republik.“ Ich übergab die Kontakte und dann ging alles ganz schnell, die Schulleiterin aus Hořovice besuchte zusammen mit einer sehr aktiven Deutschlehrerin sowohl Zwiesel als auch Regen.

Das Ergebnis sind geplante Begegnungen – ein eintägiger Schüleraustausch mit der Grundschule Zwiesel wird Mitte Juni 2023 stattfinden. Eine Begegnung zwischen Schülern aus Horažďovice und Regen ist für den Herbst 2023 im Böhmerwald geplant, Thema der Austauschbegegnung wird der Schriftsteller Karel Klostermann sein, der eng mit dem Böhmerwald verbunden ist und dessen 100. Todestag in diesem Jahr begangen wird.

Die zweite sehr erfolgreiche Verbindung war die zwischen der Organisatorin des Internationalen Folklorefestivals, das jährlich in Klatovy stattfindet, und der Jugendfolkloregruppe Almrausch aus Regensburg. Die örtliche Jugendgruppe des Folkloreensembles Böhmerwald wird sich mit der deutschen Jugendgruppe Almrausch treffen und gemeinsam auf dem Festival auftreten. Für die Zukunft planen die Gruppen weitere gemeinsame Treffen und Auftritte. Für mich und die Festivalorganisatorin Denisa Valentová ist diese Verbindung ein großer Erfolg und eine Freude zugleich, denn erst nach mehr als 10 Jahren wird ein bayerisches Folkloreensemble auf diesem Festival auftreten, obwohl Bayern sozusagen gleich hinter dem Gartenzaun liegt.

Zusammen mit meiner Kollegin Sara, die für den südlichen Teil des Böhmerwaldes und des Bayerischen Waldes zuständig war, ist es uns gelungen, den Kontakt zu der Organisation „Menschen in Europa” herzustellen, die auch den Internationalen Volksmusiktag in Adlersbach organisiert. Mit unserer sprachlichen Unterstützung ist es uns gelungen, die beiden Organisatorinnen miteinander in Kontakt zu bringen, die auch zugesagt haben, die Kontakte an die örtlichen Folkloregruppen weiterzugeben, sich gegenseitig bei der Werbung für die Festivals zu helfen und so diese Veranstaltungen auf der anderen Seite der Grenze bekannt zu machen. Gleichzeitig werden sie zum gegenseitigen deutsch-tschechischen Austausch beitragen, indem das tschechische Ensemble in Adlersbach gemeinsam mit deutschen Ensembles auftritt und deutsche Ensembles im nächsten Jahr auch in Klatovy vertreten sein werden.

Ich möchte Sie herzlich zu beiden Festen einladen! In Klatovy ist das Fest mit einer örtlichen Wallfahrt verbunden und findet vom 6. bis 9. Juli statt, anschließend findet das Fest in Adlersbach am 10. September statt.

Ich wünsche meinen Kolleginnen und Kollegen vom 2. Jahrgang des „Jahr an der Grenze“, dass sie ihr Engagement genießen und ihren Enthusiasmus nicht verlieren, auch dann nicht, wenn sie Marathonstrecken laufen, bei denen es sowohl Krisen als auch schöne Momente gibt, die eine Menge Endorphine und Energie liefern!

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Martina Engelmaierová

Wir haben das Programm Ein Jahr an der Grenze gestartet!

Am 2. Mai 2022 hat sich in Prag unser „Macher“-Team getroffen. Es steht vor der spannenden Aufgabe, von jetzt an ein Jahr lang neue Impulse für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit im Grenzgebiet zu geben. Macht euch mit unserem „Macher“-Team bekannt! 

Was sind die ersten Eindrücke des Teams? Veronika Kupková, die im Westerzgebirge tätig sein wird, hat darüber den ersten Beitrag unseres regelmäßigen Blogs verfasst. Lesen Sie selbst…

BLOG Nr.1

Regensburg, Bautzen, Železná Ruda, Ústí nad Labem, Marktredwitz, Chomutov, Passau, Chemnitz. PRAG! Okay, da sind wir! Železná 24, Besprechungsraum.

Verča, Max, Martina, Jan, Iva, Veronika, Sára, Kristýna. Die angekündigten Changemakers aus der Grenzregion, mit vielversprechenden Lebensläufen und einer breiten Palette an Soft Skills. Und vor uns steht gefühlt der gesamte Fonds!

Es wird ernst, sie grillen uns. Wir geben nicht auf! Halten wir durch? Das werden die nächsten Monate zeigen. Und sie filmen uns dabei?! Sei’s drum, bislang hat uns der Humor nicht verlassen! Wird er uns vergehen? Mal schaun.

Das Grenzgebiet ist eine besondere Region (davon gibt es in Tschechien mehrere, wie ein bekannter Barde singt). Wir kennen sie, wir sind hier zuhause. Sudeten. Typisch. Es ist nicht ajnfach hier, aber wir mögen Her-aus-for-de-run-gen. Und multi-kulti auch, das ist eine Bereicherung, meint Sára. Grenzenlos ist ein fajnes Gefühl. Europäertum für die Menschen! Wir möchten mehr deutsch-tschechische Freundschaft, sagt Iva, die einen deutschen Mann hat. Kristýna špricht gerne und Verča mag keine Grenzen. Auch die in den menschlichen Köpfen nicht! Max möchte seiner Heimat etwas zurückgeben. Was? Das wird sich erst noch zeigen. Es wird gut sein, daran haben wir keinen Zweifel! Wir sind schließlich Changemakers. Wir sind dafür qualifiziert!  Hoffentlich enttäuschen wir die Erwartungen nicht. Ohne euch geht das aber nicht – macht doch mit! 

Veronika KuPková

© 2023 Ein Jahr an der Grenze - Ein Programm des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds

Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Železná 24, 110 00 Praha 1, Tschechien, info@fb.cz