BLOG č. 24
Im Blog zur Museumslandschaft im Dreiländereck stellte ich fest: Es sind keine Idealtypen, sondern „echte Menschen“, die jeden Tag mit viel Herzblut die Vielzahl interessanter und lebhafter Museen „am Laufen halten“. Wie können wir den Austausch zwischen ihnen unterstützen? Sie anregen, sich häufiger über aktuelle Projekte und Zukunftspläne zu informieren? Vielleicht sogar dazu animieren, gemeinsame Unternehmungen zu entwickeln?
Nun, der erste Befund war offensichtlich: Viele Themen und Vermittlungsformen, aber auch viele Herausforderungen sind für die Museen auf beiden Seiten der Grenze ähnlich oder gleich. In den einzelnen Gesprächen und Kontakten zeigt sich immer wieder Befund Nummer zwei: Das Interesse an „den anderen“ ist groß. In der Vielzahl der täglichen Aufgaben aber geht so mancher Versuch der Kontaktaufnahme unter, bleibt auf halbem Wege stecken. Corona tat dann oft den Rest. Unser Plan war darum schnell gefasst: Wir laden einfach alle ein. Gemeinsam mit Kamila Jůzlová aus dem Gebiet Tachovsko – Oberpfalz organisieren wir kleine, offene Treffen für die Museumsleute der Region in ausgewählten Häusern – natürlich gleichberechtigt auf alle drei Regionen verteilt. Nun, nach der dem zweiten Treffen – Halbzeit gewissermaßen – ist Zeit für ein kleines Zwischenfazit.Den Anfang machte das Sächsische Bademuseum in Bad Elster am 14. März. Es ist eingebettet in die großzügige Kunstwandelhalle im Kurpark. Eine beeindruckende und angemessene Kulisse für den Start. Unserer Einladung sind 35 Fachleute verschiedener Institutionen gefolgt: vom kleinen Stadtmuseen, über die Regionalmuseen, zum Geschichtspark Tachov-Bärnau, Burgen und großen Häusern wie dem Porzellanikon, dem staatlichen Museum für Porzellan aus Bayern. Doch nicht nur für Museen ist so ein Treffen spannend. Auch Vertreter eines Kulturhauses, des Denkmalamts in Loket oder des örtlichen Geschichtsvereins waren dabei. Stephan Seitz von der Churchsächsischen Veranstaltungs GmbH, die die Dauerausstellung betreibt, führte fachkundig und mit sichtbarem Stolz durch die Schau. Frau Nová dolmetschte souverän nicht nur diesen Teil des Treffens. Die besten Ergebnisse erzielt man auf Konferenzen in den Pausen, sagte einmal jemand. So hielten wir es auch. Beim Kaffee kam es zur gewünschten Grüppchenbildung. Sprachbarrieren gab es dabei keine. Und wenn doch, halfen Frau Nová und wir einfach aus. Museumsleute habe niemals Zeit und erzählen doch immer gern und lang von ihrer Arbeit. Umso überraschender war, dass alle sich an die Vorgabe hielten, ihre Häuser in nur drei Minuten vorzustellen. Bei so vielen Teilnehmenden wundert es nicht, dass die Vorstellung trotzdem die meiste Zeit in Anspruch nahm. Schon war das Auftakttreffen vorbei. Zum Glück hatten sich einige ein Herz gefasst und während der Pausen Ideen und Vorschläge für die Fortsetzung auf den Flipcharts hinterlassen.
Die Fortsetzung folgte am 25. April im Porzellanikon in Hohenberg – einer der beiden Standorte dieses großen Museums. Ein zweiter befindet sich im nahen Selb. Dort steht die industrielle Produktion im Vordergrund. In Hohenberg tagten wir zwischen Vitrinen mit erlesenen, kunstvollen Stücken des 20. Jahrhunderts. Die Kuratorin Frau Petra Werner stellte uns diese und weitere Highlights aus Jahrhunderten Porzellankunst mit viel Sachkenntnis und einigen Einblicken in die Museumarbeit vor. Auch ein Blick in die Sonderausstellung „Schach und Porzellan“ durfte nicht fehlen. Die 25 Teilnehmenden waren sichtlich beeindruckt und hätten noch viel Zeit auf den 2000 Quadratmetern Ausstellungsfläche verbracht, hätten wir sie nicht zur Kaffeepause „gedrängt“. Dort bot sich uns das fast schon vertraute Bild: Manche freuten sich über ein Wiedersehen, andere lernten sich endlich kennen. Erneut sehr diszipliniert stellten alle ihre Häuser und aktuellen Projekte vor – diesmal mit einer kleinen Sonderaufgabe: Welche Beziehung haben Sie zu Porzellan?
Zur Sprache kamen aber verstärkt auch die drängenden Fragen der Zeit: Wie lassen sich die Anforderungen an moderne Ausstellungen Trägern und Verantwortlichen in der Politik vermitteln. Welche Chancen haben grenzübergreifende Projekte? Sollte man sich erst intensiver kennenlernen oder gleich gemeinsame Projekte entwickeln? Wie kann man eine Basis zum regelmäßigen Austausch schaffen? Fragen über Fragen, die wir mitnehmen zum dritten Vernetzungstreffen, am 6. Mai in der spannenden Ausstellung zum Zusammenleben von Tschechen und Deutschen in Plesná / Fleißen.
Kamila jůzlová