Neue Impulse für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit

Kategorie: Erzgebirge – Krušnohoří

Deutsch-tschechische Jugend: Graffiti verbindet in Lauterbach

BLOG 25

Es ist nicht immer einfach, ein Thema zu finden, welches die Jugendlichen von heute so sehr interessiert, dass sie ihm mehrere Tage ihrer Sommerferien in einer bisher unbekannten Gruppe widmen wollen. Doch Mara Schmied-Tautz, die sich vor zehn Jahren entschloss, vom westdeutschen Wuppertal in das kleine Dorf Lauterbach im sächsischen Erzgebirge zu ziehen, hat etwas gefunden, mit dem sich junge Menschen identifizieren können: GRAFFITI. Eine Kunstform, die sich zwar auf den ersten Blick nicht ohne weiteres mit der traditionellen Architektur erzgebirgischer Dörfer vereinbaren lässt, die aber immer häufiger zur Verschönerung von unansehnlichen Containern oder Industrieanlagen, aber auch von öffentlichen Plätzen wie der Bushaltestelle in der Ortsmitte eingesetzt wird.

Doch wie erreicht man ein Ergebnis, das nicht abschreckt, sondern die Aufmerksamkeit der Passanten weckt? Das ist eine Aufgabe für Profis, wie die Künstler des Chemnitzer Ateliers Rebel-Art, die sich seit über zwanzig Jahren mit Graffiti-Kunst beschäftigen und unter anderem viel Erfahrung mit Workshops für Jugendliche haben. Diesmal war es eine deutsch-tschechische Gruppe, wobei der deutsche Teil aus Lauterbach und anderen Ortsteilen Marienbergs bestand, die gerade ihre Sommerferien begonnen hatten. Die tschechische Hälfte bildeten Schüler der Grund- und Oberschule Duhová cesta (Regenbogenweg) in Chomutov, die sich für bildende Kunst interessieren und für die es eine angenehme Abwechslung war, in der letzten Woche des Schuljahres an drei Tagen nach Deutschland zu fahren.

Beim Anblick der großen gemauerten Bushaltestelle, die die Stadt Marienberg extra für dieses Projekt saniert hatte, konnte ich nicht glauben, dass in zwei Tagen Arbeit ein fast realistisches Panorama des Dorfes und seiner Umgebung entstehen konnte. Dieses interaktive Wimmelbild zeigt viele Stationen des historischen Rundweges Lauterbach, wie die Wehrkirche Lauterbach oder den Aussichtspunkt Lauterbacher Knochen, einen steinernen Meilenstein. Der Bach, der dem Ort seinen Namen gibt, fließt aus einer Flasche Lauterbacher Tropfen, der den Ort weit über seine Grenzen hinaus bekannt gemacht hat.

Die Schülerinnen und Schüler machten sich mit so viel Tatendrang an die Arbeit, dass wir sie bremsen mussten, um die Sprühdosen vor frühzeitigem Entleeren zu schützen.

Die Kommunikation fand hauptsächlich auf Englisch statt, auch wenn einige tschechische und deutsche Wörter bei der Sprachanimation hängen geblieben sein mögen.

In einem Interview mit der Redakteurin des mdr (Mitteldeutscher Rundfunk) gaben einige tschechische Mädchen zu, dass sie sich Deutschland überhaupt nicht SO vorgestellt hatten und dass die Erfahrung ihre Erwartungen übertroffen hat. Das hört man natürlich gerne, doch es bleibt die Frage, WIE sich die Jugendlichen das Nachbarland vorstellen, wenn sie es bisher nur vom Einkaufen oder den kurzen Besuchen im Wasserpark kannten.

Auf jeden Fall zeigen solche Projekte, dass sich die Anstrengungen, die einige Enthusiasten unternehmen, um ein mehrtägiges grenzüberschreitendes Projekt zu organisieren, durchaus lohnen. Manchmal dauert es ein paar Jahre von der Idee bis zur Realisierung, aber eine farbenfrohe Bushaltestelle wird noch viel länger den Ortskern zieren und die Erinnerungen der jungen Menschen, die so zu Kreativität und Entdecken einer anderen Kultur angeregt wurden, werden noch viel nachhaltiger sein.

Ein großes Dankeschön gilt an die Projektorganisatorinnen Mara und Sophie von der Diakonie Marienberg und an Renata von der Grund- und Oberschule Duhová cesta, die ich sofort für dieses Projekt begeistern konnte und die ihre Kollegin samt Schüler mit ihrer Begeisterung ansteckte. Außerdem organisierte sie eine Exkursion für die deutschen Projektteilnehmer an ihrer Schule, die so erfolgreich war, dass die deutschen Schüler angeblich sofort wechseln wollten. Warum eigentlich nicht – sei es nur für ein Jahr… Ich bin überzeugt, dass auch ein solcher Austausch viel Positives mit sich bringen würde.

Marta Schreiter

Jugendliche aus Kadaň begeistert von der Alten Brauerei Annaberg

BLOG č. 22

Nach mehreren Versuchen, die Jugendlichen von Kadaň ins Ausland zu bringen, gelang es Hana Vodrážková, der Leiterin des Familienzentrums RADKA, zwei Autos mit Schülern zu füllen, die ebenfalls neugierig waren, wie ein deutsches soziokulturelles Zentrum funktioniert. Und die Alte Brauerei in Annaberg ist wirklich einzigartig weit und breit. Jeden Nachmittag treffen sich hier Menschen unterschiedlichen Alters, um zu singen, Schach oder Skat zu spielen, zu diskutieren, Tschechisch, Gitarre oder Schlagzeug zu lernen, ein besonderes Konzert zu genießen oder sich einfach mit Freunden zu einem leckeren vegetarischen Essen für einen symbolischen Betrag zu treffen.

Um die Jugendlichen aus Kadaň und Marienberg kümmerte sich Christoph, ein wundervoller Informatiklehrer, der bei der jüngeren Generation punkten konnte, indem er uns einfach mit perfekten Englisch ansprach. Warum auch nicht – die Computerwelt rechnet sowieso nicht mit anderen Sprachen und so wurde wenigstens niemand benachteiligt.

In der nächsten Stunde wuchsen unzählige fantastische Büsten auf den Bildschirmen und Christoph schaffte es sogar, zwei davon auf einem 3D-Printer zu drucken. Um untereinander ins Gespräch zu kommen, nutzte ich meine zweisprachigen Kennenlernwürfel, die nicht nur bei den Jugendlichen, sondern auch bei den Betreuern gut ankamen.
Es folgte ein wohlverdientes Abendessen im Rahmen der sg. VOLKXKÜCHE (die leckeren vegetarischen Döner ließ sich niemand entgehen) und ein gemeinsames Tischtennisspiel, von dem sich die Jugendlichen nicht losreißen konnten.


Vor der Abreise bestanden alle noch auf ein Gruppenfoto, was an sich schon ein Beweis dafür ist, dass wir uns auf eine Fortsetzung freuen können. 

Marta Schreiter

Unscheinbar aber immer beliebter: das Deutsch-tschechische Café in Zöblitz lädt ein

BLOG Nr. 16

Das Pfarrhaus in Zöblitz, einem der 14 Ortsteile von Marienberg (Mittleres Erzgebirge), ist von außen eher unscheinbar. Kaum jemand weiß, dass es sich einmal im Monat in einen grenzüberschreitenden Begegnungsort verwandelt. An einem vorneweg festgelegten Samstag treffen sich nun immer mehr Leute aus dem Grenzgebiet in einem sogenannten Deutsch-tschechischen Café, um zwei schöne Vormittagsstunden miteinander zu verbringen. Dabei geht es weniger um Sprachkenntnisse, vielmehr ist es wichtig, Interesse für das Nachbarland und deren Kultur mitzubringen.

Dolmetscher gibt es schließlich genug – Wolfram alias Bohumil Rohloff, ein vielseitig interessierter evangelischer Pfarrer, der den damals noch ‚Tschechischen Kreis‘ gegründet hat, freut sich über jede Gelegenheit, die Sprache des Nachbarn zu üben. Tschechisch hat er sich – wie viele andere Fremdsprachen – selbst beigebracht, und ist vielen tschechischen Cafégästen ein Vorbild. Fehler machen ist nicht schlimm, so lange man geduldige und interessierte Zuhörer hat – und das ist in dieser Runde der Fall. Wer möchte, kann sich zum gemeinsam im Vorfeld ausgewählten Thema zu Hause vorbereiten – die meisten jedoch, machen spontan mit und freuen sich mittlerweile auch auf das ‚Kaffeetrinken‘, denn es finden sich immer fleißige Hände, die ihre kulinarischen Künste zum besten geben möchten.


Über die WhatsApp-Gruppe, die zum Deutsch-tschechischen Café gegründet wurde, kann man gemeinsam über die nächsten Termine des Cafés abstimmen, aber auch die eine oder andere interessante Veranstaltung im Grenzgebiet bewerben. Wie man zum Glauben und der Kirche steht, spielt dabei keine Rolle – miteinander ins Gespräch zu kommen ist das, was zählt. Und es wäre nicht nur dem Erzgebirge zu wünschen, dass sich neue Cafégäste und Nachahmer fänden… 

Marta Schreiter

Gute Laune in Kovářská

BLOG č. 6

Als ich meine Umgebung zum Festival der guten Laune einlud, konnte kaum jemand etwas damit anfagen. Vielleicht war auch das ein Teil des Erfolges – denn es sind diejenigen gekommen, die sich gerne überraschen lassen, offen für Neues sind und vor allem die, die für das Deutsch-Tschechische, das an diesem wunderbaren Wochenende in Kovářská beispielhaft gelebt wurde, vieles übrig haben.

Das erste große Projekt von Klára Mikšíčková kam sehr gut an: zahlreiche Menschen aus Tschechien und Sachsen sind angereist, um Krušnohorský Poutník kennenzulernen – eine ehemalige Fabrik für die Herstellung von Fischkonserven, die Dank Petr und seinem Verein DoKrajin in erstaunlich kurzer Zeit zu einer geräumigen Begegnungsstätte samt Atelier für Mediale Projekte verwandelt wurde.

Während sich die Kinder draußen im Grünen mit Schnitzen von Holzlöffeln oder Gestalten von niedlichen Robotchen ausprobiert haben, konnten ihre Eltern in Ruhe an Workshops teilnehmen, die eines gemeinsam hatten: zur guten Laune und inneren Frieden der Besucher beizutragen – und das in einer herzlichen, freundlichen und entspannten Atmosphäre, die man unter Fremden selten so schnell spürt.

Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung.

Mögen solche Projekte eine Inspiration für viele sein – das Erzgebirge braucht sie!

Marta schreiter

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