BLOG Nr. 14
Ich sitze im Zug. Müde vom frühen Aufstehen döse ich vor mich hin. Ein Gedanke lässt mir jedoch keine Ruhe: Was soll ich dort sagen? Das geht mir im Kopf herum.
Doch Moment, immer schön der Reihe nach:
EMA ist die Arbeitsbezeichnung für „Enthusiasten und Macher“. Ja, dieses Jahr gehöre ich zu ihnen – zu denen, die das Vertrauen des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds gewonnen und damit die Möglichkeit bekommen haben, Menschen an der Grenze zusammenzubringen und das Leben in der deutsch-tschechischen Grenzregion aktiv mitzugestalten.
Und wohin fahre ich gerade? Nach Prag zum Zukunftsfonds, zum nächsten EMA-Treffen. Diesmal soll es um unsere Eindrücke, Erfahrungen und Ergebnisse von den ersten Reisen, Begegnungen und Gesprächen gehen.
Je mehr ich mich Prag nähere, umso nervöser werde ich. In meinem Kopf ist ein einziges großes Fragezeichen: Besonders viel, was der Rede wert, was interessant oder hervorzuheben wäre, ist eigentlich nicht passiert. Zwei Monate sind vergangen seit unserem ersten Treffen, bei dem wir uns kennengelernt haben und dann, ausgestattet mit den theoretischen Empfehlungen unserer „Mentoren” Sabine und Martin, aufgebrochen sind, um die ersten Schritte zu wagen. Ich hole meinen Terminplaner aus dem Rucksack, beginne darin zu blättern, lese die Zeilen – und komme gar nicht mehr raus aus dem Staunen!
Ich erinnere mich noch an die ersten Momente, als ich von besagtem Treffen nach Hause kam und verzweifelt überlegte, wie es nun weitergehen soll. Wo war ich hier hingeraten? Beim Vorstellungsgespräch konnte ich doch so schön meine Visionen beschreiben, wie ich mir meine Arbeit als EMA vorstelle. Und jetzt? Hatte ich keinen blassen Schimmer. Die Theorie ist was völlig anderes als die Praxis. Wenn man alleine zu Hause sitzt und nicht weiß, wo man anfangen soll.
Interessiert blicke ich zurück und notiere mir ein paar erwähnenswerte Punkte.
Nach zwei Jahren, die ich am Computer sitzend mit Website-Administration verbracht hatte, wollte ich keine Minute verlieren und entschied mich schließlich ohne vorherige Vorbereitung für Recherchen direkt vor Ort. Meine ersten Schritte führten mich daher in Informationszentren grenznaher Gemeinden, einschließlich größerer oder kleinerer, näherer oder entlegenerer Sehenswürdigkeiten und interessanter Orte.
Überall erzähle ich vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, seinem Anliegen, seiner Tätigkeit und dem Programm „Ein Jahr an der Grenze“. Führe Gespräche über die deutsch-tschechische Zusammenarbeit hier in der Grenzregion, wie es früher war und wie die Situation heute ist. Und vergesse dabei nicht, zu fragen: Könnten Sie sich vorstellen, Kontakt mit jemandem auf der anderen Seite der Grenze aufzunehmen? Damit Sie gemeinsam…?
Meinen Bekannten, Nachbarn und Freunden berichte ich von meinem neuen Job, von dem, was mich erwartet, einschließlich der Möglichkeiten, die sich allen Gemeinden, Vereinen, Gruppen oder Einzelpersonen bieten, welche den Schritt ins Unbekannte wagen und gemeinsam mit uns EMAs versuchen möchten, grenzüberschreitend Kontakte zu knüpfen.
Zusammen mit meiner EMA-Kollegin Bára Špádová, mit der ich mir den Böhmerwald und Niederbayern teile, arrangiere ich ein Treffen mit Edmund Stern, einem EMA vom vorhergehenden Jahrgang, der in der Region Nördliches Niederbayern – Westlicher Böhmerwald aktiv war. Wir tauschen unsere Kontaktdaten aus, hören uns seine Erfahrungen und Empfehlungen an, und Edmund verabschiedet sich mit den Worten, dass es vor allem auf die Menschen, die persönliche Begeisterung und die Beziehungen ankommt. Ich gebe ihm immer mehr recht.
Überrascht stelle ich fest, dass es gar nicht so wenig war, was sich bei uns an der tschechisch-bayerischen Grenze getan hat.
- Dass Schritte, die jetzt unbedeutend erscheinen und noch keine konkreteren Anzeichen eines gemeinsamen Schaffens erkennen lassen, viel mehr in sich bergen. Denn unter der Oberfläche sprießen bereits die ersten Keime künftiger Partnerschaften.
- Dass alles ein Prozess und eine Entwicklung ist, die Zeit, Vertrauen und ein wenig Mut braucht, damit aus formellen Gesprächen auf einer freundschaftlichen Basis etwas Tieferes entstehen kann.
- Dass es für Menschen nicht immer einfach ist, ihre Komfortzone zu verlassen, sich zu öffnen und in einer Fremdsprache zu kommunizieren.
- Dass ich sehr nette Begegnungen hatte, viele interessante Menschen kennengelernt und äußerst inspirierende Gespräche geführt habe – und das alles in einer sehr angenehmen und freundschaftlichen Atmosphäre.
Und meine Präsentation für das Treffen beende ich mit den Worten: Es sieht nach einem Jahr voller Abenteuer aus!
Jana Kadlecová