BLOG č. 23

Die Nacht der Kirchen hat unter anderem zum Ziel, der Öffentlichkeit ein Kulturerlebnis in Sakralräumen zu vermitteln. Dabei handelt es sich nicht nur um Kirchen, die regelmäßig zu Gottesdiensten besucht werden, sondern auch um Kirchen in der Grenzregion, die oft das ganze Jahr über leer stehen und in denen sich aufgrund der Ereignisse nach dem II. Weltkrieg auf tschechischer Seite nur wenige Gläubige versammeln. Diese Kirchen hatten kein leichtes Schicksal: Nach der Abschiebung der Sudetendeutschen blieben sie verlassen zurück, während des Kommunismus verfielen sie und wurden dann in den 1990er Jahren häufig geplündert. Jetzt scheint sich jedoch ein Lichtstreif am Horizont zu zeigen. Viele der bereits renovierten Bauwerke befinden sich in der Obhut von Gemeinden, Kirche oder Vereinen, die sich für ihre Rettung und Wiederbelebung stark machen.

Im Rahmen des vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds initiierten Projekts EIN JAHR AN DER GRENZE findet die Kirchennacht diesmal in fünf Kirchen der westböhmischen Grenzregion unter deutsch-tschechischer Regie statt. Und weil Musik auch ohne Worte verbindet, ist das Programm in Sachen Sprache „gänzlich barrierefrei“. Auf dem (imaginären) Podium werden sich jeweils ein deutscher und ein tschechischer Interpret begegnen.

In der Wallfahrtskirche St. Bartholomäus in Pístov wird der Tachover Domchor gemeinsam mit einem achtstimmigen Doppelquartett aus Bayern auftreten. Dirigent des Quartetts ist Florian Löw aus Plößberg. Herr Löw kann gut Tschechisch, denn „München ist weit – warum also nicht den sprachlichen Horizont gleich hinter der nahen Grenze erweitern“. Er fährt regelmäßig zu Proben ins westböhmische Tachov und jetzt kann man die beiden Ensembles gemeinsam erleben.

Das Doppelquartett tritt auch in der Kirche St. Maria Magdalena auf dem Schwamberg in Krasíkov auf – diesmal zusammen mit dem Regionalchor Souhlas aus Konstantinovy Lázně. Am späten Abend werden dann auf dem Platz vor der Kirche 60er-Jahre-Hits mit der Band Wenda Gang erklingen. Und bei guter Sicht können die Besucher mit zwei astronomischen Fernrohren den Nachthimmel beobachten.

In der St.-Anna-Kapelle in Olešná, einem Bau mit einer außergewöhnlichen Atmosphäre aus Schönheit, Verfall und Erneuerung, der schrittweise vom Verein Zachraň Annu rekonstruiert wird, stehen Klaviermusik einer jungen Interpretin und Jazz mit der deutschen Band Taktikum auf dem Programm.

Die Domaslaver Kirche St. Jakob der Ältere lädt zu unkonventioneller Minimal Music aus Tirschenreuth und zu Barockkompositionen von Musica Festiva ein. Das Ganze wird durch Kunstworkshops für Groß und Klein und durch eine Ausstellung von Schülerinnen und Schülern der Kunstschule Planá bereichert.

Und in der St. Jakobskirche in Brod nad Tichou sind das Ensemble Cantilo aus Mariánské Lázně und die Jazzcombo der Kreismusikschule Tirschenreuth zu Gast. Letztere wird auf dem Platz vor der Pfarrei zu Kaffee und Tee aufspielen.

Die Programme der einzelnen Orte knüpfen zum Teil aneinander an, zum Teil finden sie unabhängig voneinander statt. Einen Zeitplan finden Sie unter www.nockostelu.cz. Die Juninacht ist für eine solche Verbindung mit der Musik wie geschaffen – lassen Sie sich das also nicht entgehen!

Kamila jůzlová